Von Zuzenhausen nach South Carolina

Auswanderung der Familie Kirsch


Mehr und mehr Einwanderer fanden ihre Wege nach dem neuen Land. Viele zog es immer noch nach Pennsylvania, von wo anscheinend viele Berichte von erfolgreichen Auswanderungen die Zurueckgebliebenen in der alten Heimat erreichten. Die Kolonien von England dehnten sich langsam suedlich aus, als neues Land erobert und bevoelkert wurde. Um 1737 kamen die ersten Siedler nach South Carolina, viele von Propaganda zu Hause angelockt, mit Versprechungen auf freies Land und Hilfe zum Ansiedeln. Die meisten kamen aus der Schweiz, auch vom oberen Rhein, Baden, usw. Da die Zeiten in diesen Gegenden nicht so besonders guenstig waren, die meisten ein kaergliches Leben fuehrten, auch nicht frei waren, sahen sie bei einem solchen Angebot eine Verbesserung auf ihr Leben.

Am 2. Mai 1744 erhielt das kurpfaelzische Rentamt Heidelberg einen Bericht des Amtes Dilsberg ueber die geplante Auswanderung nach Pennsylvanien des Georg Welcker aus Spechbach (Rhein-Neckar-Kreis), sowie der ledigen Anna Maria (Regina) Heylmann, des Johann Georg Kirsch mit Frau und zwei kleinen Kindern, der Witwe des Georg Lichtner mit ihrem 16jaehrigen Sohn und den ledigen Johann Jakob und Konrad Kirsch, alle aus Zuzenhausen (Rhein-Neckar-Kreis). Das Rentamt fragte beim Regierungsrat an, ob die Auswanderung gestattet werde, und wie hoch die zu erstattende Gebuehr fuer die Entlassung aus dem Untertanenverband anzusetzen sei (Signatur: 61 /6190 S. 448). Der Regierungsrat antwortete am 15. Mai 1744 (Signature: 61/6190 S. 538), dass die Auswanderung erlaubt werde und setzte die Hoehe (unbekannt) der Gebuehren fest.

Johann Jakob und Konrad waren Soehne von Johann Georg Kirsch aus erster Ehe mit Anna Margaretha Wacker. Wer die zweite Ehefrau war ist nicht mit Bestimmheit festzustellen. Im Jahre 1737 sind 3 Heiraten im Kb Zuzenhausen zu finden, alle mit Johann Georg Kirsch als Braeutigam und Anna Maria als Braut. Bei der Geburt von Andreas, 1738, wird eine Margaretha als Mutter genannt, bei der Geburt von Johann Georg, 1741, Hausfrau als Mutter genannt. Johann Andreas und Johann Georg sind mit den 2 kleinen Kindern identisch. Adam Heylmann, Bruder der Anna Maria Heylmann, war schon 1738 nach Pennsylvanien ausgewandert. In der Heylmann Familie gab es eine Anna Maria und eine Regina. Es ist nicht klar, ob Anna Maria oder Regina auswanderte. Wir nehmen an, dass Anna Maria (Regina) zu ihrem Bruder wollte.

Das genaue Auswanderdatum ist nicht bekannt. Es ist anzunehmen, dass die Gruppe Ende Mai/Anfang Juni von Zuzenhausen wegzog. Von Rotterdam ging das Schiff anscheinend Mitte/Ende Juni ab. Von der Ueberreise selbst ist nicht viel bekannt, nur dass die Gruppe von Zuzenhausen auf dem Schiff St. Andrew mit Captain Brown die Seereise unternahm. Bei der Ankunft in South Carolina wurde berichtet, dass die armen Pfaelzer 26 Wochen lang auf dem Schiff waren. Da sie ihre Ueberfahrt nicht bezahlen konnten, war es unmoeglich fuer sie, das Schiff zu verlassen. Auch wurde berichtet, dass Captain Brown oft seinen Passagieren Essen enthalten hatte. Passagiere, die ihre Ueberreise selbst bezahlt hatten, berichteten von guter Behandlung.

Das Schiffmanifest bleibt bis jetzt unauffindbar. Fruehere und auch spaetere Ueberfahrten der St. Andrew gingen von Rotterdam nach Philadelphia, Pennsylvania, mit 200-300 Passagieren. Ankunft in Philadelphia war immer im Herbst (September/Oktober).

Am 2. Januar 1744/45 wurde im South Carolina Council Journal (Charleston) bekannt gegeben, dass eine Gruppe von 100 Pfaelzer, die kuerzlich auf Captain Brown's Schiff ankamen, sich am 31. Dezember in der Council Chamber vorfanden und ihren Eid abgegeben hatten, dass sie in dieser Province bleiben wollen.

Am 26. Februar 1744/45 erschien "George Kirch”, ein evangelischer Deutscher, und bewies, dass er vor 9 Wochen auf dem Schiff St. Andrew mit Captain Brown nach Charleston kam, und beantrage 400 acres Land und Verpflegung fuer sich, seine Frau und 6 Kinder. Genehmigt wurden aber nur 250 acres und Verpflegung fuer ein Jahr, weil 3 seiner Kinder ausserhalb im Dienst standen, um die Kosten der Ueberfahrt abzuarbeiten. Wir nehmen an, dass diese 3 genannten Kinder Johann Conrad und Johann Jacob, Soehne von Hans Georg Kirsch, und Jacob, der Sohn der Witwe Dorothea Lichtner, waren.

Pro Person wurden damals 50 acres genehmigt. Eine Familie bestand nicht unbedingt aus Eltern und Kindern, sondern alle, die in einem Haushalt zusammen lebten. Die Gruppe, die Zuzenhausen zusammen verliess, bestand aus 9 Personen. Bei der Ankunft in South Carolina sind nur noch 8 Personen in dieser Grupp, wahrscheinlich Hans Georg Kirsch, seine Frau, Sohn Andreas (1738 in Zuzenhausen geboren), Sohn Georg (1741 in Zuzenhausen geboren), und Witwe Lichtner. Land fuer Conrad und Jacob (beide Soehne von Hans Georg, aus erster Ehe mit Margaretha Wacker), und Jacob Lichtner, Sohn der Witwe Georg Lichtner (Dorothea) wurde nicht genehmigt.

Die 250 acres des Hans Georg Kirsch's lagen am Nordufer des Congaree Flusses, ein sumpfiges Gebiet. Der Fluss trat im Durchschnitt 10 Mal im Jahr ueber die Ufer und ueberschwemmte das Land. Das Gelaende ist jetzt ein Nationalpark.


Congaree National Park

Das Schiff St. Andrew befoerderte auf anderen Reisen (frueher und auch spaeter) fast 300 Personen. Da nur rund 100 Passagiere in South Carolina angekommen sind, und das Schiff so lange unterwegs war, nehmen wir an, dass es wie urspruenglich geplant, erst in Philadelphia, Pennsylvanien, landete. Da die meisten Passagieren aber arm waren und ihre Ueberfahrt nicht selbst bezahlen konnten, hatten sie damit gerechnet, dass sich in Philadelphia Gelegenheit bieten wuerde, und sich genuegend Interessenten finden wuerden, die Captain Brown ihre Reisekosten erstatten wuerden, und sie diese dann abarbeiten koennten. Anscheinend war das aber nicht der Fall. So hatte Captain Brown ca. 100 Leute an Bord, die ihre Reise nicht bezahlen konnten. Zu dieser Zeit machten viele Schiffe die Reise suedlich nach South Carolina, nahmen dort eine Ladung Reis, usw. auf, bevor sie wieder nach Europe zurueckkehrten. Das war anscheinend auch der Fall hier.

Nach der Ankunft in der neuen Heimat scheint dem Ehepaar Hans Georg Kirsch ein weiterer Sohn gebohren worden zu sein, ca. 1746, William genannt.

Conrad beendigt seinen Dienst 1751. In diesem Jahr beantragt er 50 acre in der Naehe seines Vaters. Im selben Jahr, 1751, vermachte Hans Georg seine 250 acres an Conrad. Es ist anzunehmen, dass dieses Dokument sein Testament war, und er kurz darauf starb. Er waere ca. 66 Jahre alt gewesen. Ob seine Frau zu der Zeit noch lebte, ist unbekannt. Seine 5 Soehne ueberlebten ihn, Johann Conrad and Johann Jacob aus erster Ehe, und Andreas - 13 Jahre alt, Georg 10 Jahre alt, und William, ca. 6 Jahre alt.

Im selben Jahr, 1751, erschien Georg Kirsch vor dem Bauerngericht in Zuzenhausen und erklaerte, dass er 2 Brueder im Neuen Land hat. Einer, naemlich Conrad, sei unverheiratet gestorben. Georg beantragte, dass das Erbteil von Conrad an ihn ueberwiesen wird. Der Antrag wurde abgelehnt, Georg soltel mit einem besserem Beweis kommen. (Wollmershaeuser's 18th Century Findings....GLA 61/13278, 1751). Nachricht von Tode von Hans Georg muss Zuzenhausen erreicht haben. Was wurde aus diesen Soehnen?

Conrad wurde 1759, 1773 und 1775 als Nachbar erwaehnt, leider keine weitere Auskunft ueber ihn persoenlich. Auch kaempfte er im Revolutionary War mit, und zwar im Regiment des Colonel John Fisher. Er erhielt Bezahlung fuer Dienste vom 14. Juni - 14. Dezember 1780, vom 6 May - 5 August 1781, und vom 24. Oktober bis 25. Dezember 1782. Die Zahlung fuer den zuletzt genannten Dienst ging an seine Witwe Mary. Demnach ist Johann Conrad Kirsch zwischen Ende Oktober und Ende Dezember 1782 im Revolutionary War gefallen.

Von Johann Jakob es ist nicht bekannt, wann er seinen Dienst beendete. Im Maerz 1752 wurde er als Nachbar erwaehnt, hat anscheinend auch Land bekommen, nachdem er seine Zeit im Dienst absolviert hatte. Auch er hatte sich in der Naehe seines Vater angesiedelt, und zwar auf der Suedseite des Congaree Flusses.

Am 7 January 1784 wurde er in einer Urkunde genannt, und zwar .....Land, das den Erben von Jacob Kersh gehoert. Demnach starb er vor 1784.

Johann Andreas war bis Mitte 1760 noch in der Gegend des Congaree Flusses. 1765 wurde Land fuer ihn am Savannah Fluss vermessen. 1766 wurde Land fuer ihn am Santee/Wateree Fluss vermessen.

Wann, wo und wen er heiratete ist nicht bekannt, nur, dass er 1786 100 acres an seinen einzigen Sohn Joseph vermachte. Als Mutter von Joseph nannte er nur Rhoda.

Am 25. Maerz 1788 heiratete er zum zweiten Mal, und zwar Eva Margaretha Geysler. Sie kam 1766 mit ihren Eltern und 2 Bruedern nach South Carolina. Nach Angaben auf der Passagierliste war sie damals erst 3 Jahre alt, also sehr viel juenger als ihr spaeterer Mann Andrew Kersh (Johann Andreas Kirsch). Von wo aus die Familie Geysler auswanderte ist noch nicht bekannt. Wir haben Kopien der Schiffsmanifeste (sie kamen auf 2 verschiedenen Schiffen, die am selben Tag in Charleston landeten), sie geben leider keine Herkunftsorte der Passagiere an.

Die Voelkerzaehlung von 1790 nennt seinen Haushalt bestehend aus einem Mann ueber 45 (Andreas), 3 Frauen ueber 16 Jahre alt, und 2 Kinder maennlichen Geschlechtes, unter 16 Jahre alt. Eine der 3 Frauen war Eva Margaretha Geysler. Wer die andern 2 Frauen waren, ist leider unbekannt. Johann Andreas soll in erster Ehe ausser Sohn Joseph noch 2 Toechter gehabt haben. Vielleicht lebten sie bei ihm. Die Kinder waren Jacob, am 15. Mai 1789 geboren und William, am 24 Februar 1791 geboren.

Die Voelkerzaehlung von 1800 beschreibt denselben Haushalt bestehend aus einem Mann ueber 45, Andreas, einer Frau zwischen 26 und 45, Eva Margaretha, und einer Frau zwischen 16 und 25 Jahren. Ausserdem werden jetzt 4 Kinder maennlichen Geschlechtes genannt, alle zwischen 10 und 16 Jahren alt. Leider werden keine Namen angegeben. Es wird viel spekuliert, wer die 2 juengeren gewesen sein koennten, es kann aber nichts nachgewiesen werden.

Am 5. Juni 1805 erhielt Andrew 700 acres im Orangeburgh District, Four Hole Swamp genannt Die naechste Voelkerzaehlung fand 1810 statt. Andreas muss zwischen 1805 und 1810 gestorben sein. Seine Witwe Margaretha wird jetzt als Kopf des Haushaltes genannt, zusammen mit 2 Frauen zwischen 26 und 45, 2 jungen Maennern zwischen 16 und 25, und 2 zwischen 10 und 16. Im Kb Zuzenhausen ist neben dem Geburtseintrag von Andreas auch ein Todesdatum, und zwar 1806, zu finden. Standen die Zuzenhausener damals noch mit den Ausgewanderten in Verbindung?

Es ist nicht bekannt, was aus Margaretha wurde. 1820 ist sie in der Voelkerzaehlung nicht zu finden. Vielleicht hat sie wieder geheiratet. Es ist auch moeglich, dass sie zwischen 1810 und 1820 gestorben ist. Ihre Soehne Jacob und William verlassen um 1830 die Gegend, zusammen mit etlichen anderen Familien, mit der Absicht, in Texas eine neue Heimat zu suchen. Das Ziel erreichen sie aber nicht. In Mississippi machte die Gruppe Pause, um sich zu erholen und auch sich wieder mit Proviant zu versorgen. Die Kinder spielten im Wald, schaukelten von Ranken in den Baeumen. Eins der Kinder fiel vom Baum und brach das Genick. Es wurde auf dem Rastplatz beerdigt. 3 Familien beschlossen, ihre geplante Reise nicht fortzusetzen, sondern an diesem Platz zu bleiben. Die von ihnen gegruendete Kirche steht heute noch. Auf dem anliegenden Friedhof sind noch die alten Grabsteine zu finden, sogar das von dem verunglueckten Kind.


Shiloh Friedhof, Brandon, Mississippi

Von diesen Mississippi Pionieren stammt Norbert Woolsey ab, und zwar geht seine Linie zu William zurueck. Seine Ururgrossmutter, Elizabeth Ann Kersh, Tochter von diesem William, kam noch 1827 in South Carolina auf die Welt. Sie heiratete 1848 in Mississippi. .

Fuer Georg wurde 1766 Land neben Andreas am Savannah Fluss vermessen. Spaeter ist er auch in Dokumenten zu finden, wo er Land zusammen mit William kaufte. Entweder zogen die juengeren Kirsch Soehne (Georg und William) zusammen mit Andreas an den Savannah Fluss oder sie folgten ihm dorthin. Auf jeden Fall blieben sie in der Gegend, die jetzt Barnwell, South Carolina, genannt wird. Beide heirateten und hatten Familien. Die Zuordnung ihrer Nachfolger bereitet Forschern noch einige Schwierigkeiten, zumal der Name nach dem Umzug unter anderen als Kearse/Kersh/Kirsh/Kierce/Kerce zu finden ist. Die Vornamen George, Jacob und William treten mehrfach in den naechsten Generationen auf.

Nachkommen von Andreas sind heute noch in Mississippi zu finden, mit dem Nachnamen Kersh, viele noch in derselben Umgebung, wo die Kirsch/Kersh Familie sich um 1830 ansiedelte. Norb's Ururgrossmutter war eine geborene Kersh. Sie zog mit ihrem Mann in eine andere Gegend, im Sueden von Mississippi. Erst Norb's Mutter unterbrach die lange Linie der Kersh's in Mississippi, als sie mit ihrem Mann nach Denver, Colorado umsiedelte. Dort kam auch Norb auf die Welt.

Ob die Luecken gefuellt werden koennen? Wir hoffen, dass weitere Recherche uns zu dem Ziel fuehren wird.

Norb und Brigitte Woolsey aus Tucson Arizona





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