Am Zollstock wurde abkassiert

Der ramponierte Daisbacher Weisenstein war einst im Fernverkehr eine wichtige Wegmarkierung

(W.-Daisbach / RNZ-27.01.2007 / wig)

Verkehrsmäßig hat der Kreuzungspunkt der Hoffenheimer Landstraße mit der alten Verbindungsstraße Daisbach - Sinsheim heute keine Bedeutung mehr. Früher war das anders: da führte hier die römische "hohe" Straße von Wimpfen her, über Babstadt, Ehrstädter und Adersbacher Gemarkung durch den Sinsheimer Roten-Reisigwald, praktisch an Sinsheim vorbei, entlang der Waibstadter Grenze über die Sinsheimer, Daisbacher und Ursenhöfer Gemarkung nach Hoffenheim, Wiesloch und weiter nach Speyer und kreuzte sich an diesem Punkt mit dem Weg von Daisbach nach Sinsheim, in den am Dorfrand die von Zuzenhausen kommende Wolfstraße mündet.



Darauf weist der große, historische "Weisenstein" mit entsprechenden Richtungsangaben hin, der im vergangenen Herbst von einem unbekannten Fahrzeug umgefahren wurde. In Kürze soll er wieder frisch restauriert an seinem alten Platz gesetzt werden. Hier wo die Fluren Sinsheimer Weg, Brücklisäcker, Steingebiss und Zollstock zusammenstoßen war einst auch der Standort eines von den drei Zollstöcken auf der Ursenbacher Gemarkung. Dieser hatte folgende Bedeutung: die Waren, die auf der alten Überlandstraße verfrachtet wurden, mussten auf der Sinsheimer Gemarkung verzollt werden. Die Fuhrleute hätten eigentlich nach Sinsheim fahren und dort ihren Zoll entrichten müssen. Wegen des großen Umweges war ihnen das aber nicht zuzumuten. Aus diesem Grund und damit dem Oberamt Mosbach der Zoll nicht verloren ging, wurden die "Währzollstöcke" angelegt. Zöllner war der jeweilige "Hofbeständer", also der Pächter des Ursenbacher Hofes. Das Vorhandensein der Zollstöcke war später oft der Grund, den Ursenbacher Hof als nach Sinsheim gehörig anzusehen. Nach Entstehung des Großherzogtum Baden 1806 verloren diese Kurpfälzer Zollstöcke ihre Funktion und wurden entfernt . Der Weisenstein übernahm dann ab ca. 1807 die Wegweiserfunktion. Die beiden Landstraßen wurden jedoch noch bis in die Mitte des 19.Jahrhundert hinein genutzt, bis sich dann der Warenverkehr unserer Region allmählich auf die Schienen durchs Neckar -, Elsenz - und Schwarbachtal verlegte.


Die Landkarte aus dem 18.Jahrhundert weist auf die Standorte der Zollstöcke auf der Ursenbacher Gemarkung.




Datenschutz / Impressum