Der Preußische Feldzug 1806/1807
Ein Erlebnisbericht von Andreas Streib, Aglasterhausen (1790 - 1856)

Nemlich 16 Jahr Vier Monat meines Alters und zwar im April 1806 wurde ich als Rekrut nach Manheim einberufen. Mit Freuden hätte ich wohl diesen Stand versucht, aber wegen meinem Vater seinem liederlichen Hausleben wo er geführt, immer in den Wirths-Häuser herum gerauscht und getrunken hat, so mußte ich im April wie oben gesagt 1806 in Traurigkeit nach Manheim, und Sorge haben ob ich noch etwas von ihrem erblichen Vermögen erhalten werde bis meines Diensts-Zeit aus ist oder nicht. Da ich nun nach Manheim kam, so mußte ich gleich auf acht Jahren schwören, und kam zu Generals-Kompanie, auch sogleich des anderen Tag exsazieren, aber durch einen guten Unter-Offenzier, nemlich: Corparal Greif, welches mir doch ein wenig leicht machte, und ich in kurzer Zeit das exsazieren erlernte. Drei Monat war ich in Manheim; dann brach der preussche Feld-Zug aus, da heißt es gleich daß sich ein jeder Marsch fertig machen sollte. Nun wurde es in einigen Tagen abmarschiert, und der erste Marsch ist ohne Aufenthalt bis Würzburg auf die Ziedatell oder Festung; da liegen wir elf Tage wo es gar nicht zum besten war, denn wir mußten meistentheils aus dem Beutel zehren. Nun ging es wieder am 12 ten Tag ab; So will ich dir die bekanntesten Städte angeben wo ich mich noch erinnern kann und bemerke dirs: daß wenn du einmal in diesen Stand kommen sollst, ein jedes Dorf oder wenigstens die Städte aufschreiben. Nemlich von Würzburg gieng es nach Bamberg und Bareuth, nach Görlitz in Sachsen, Kiestrin, Schwed, Stettin in Preusen. Den ersten Rasttag diesen Märsch war in Görlitz, da mußte ich mich ein wenig aufhalten, dir es erzählen wie mirs ergangen ist, nemlich: Da kamen wir in der Nacht hin, als wir vor Hauptmanns Quatier kamen, da bekam ich ein Bielett für ein Mann, und wurde sogleich auf die Wacht kommandiert eben so auch auf einen Posten gestellt, und konnte allerdings vor Müdigkeit nicht mehr stehen. Unterdessen als die Wacht abgegangen, ist vor Hauptmann Dawans seim Quatier befahl er, daß Morgen Nach-Mittag um ein Uhr die Kompanie vor meim Quatier proper und sauber erscheinen muß. Da ich Mittag um 12 Uhr abgelößt wurde und nichts von dem Ausrücken weiß und in mein Quatier kam, so dachte ich nach meinem Essen das Leder-Zeug anzustreichen, mein Gewehr zu butzen lasse ich gehen bis Abend; man sagt: was man aufschiebt das nicht gut sey. Dieses ist hier eingetroffen, daß ich schier Brügel bekommen hätte, dann weil ich dieses nicht gewußt hatte, legte ich mich vor Müdigkeit auf die Bank um ein wenig zu schlafen; ich schlaf gut herrlich. Unterdessen kamen von meinen Kameraden an mein Quatier in einer neben Gasse vorbei marschiert; mein Wirth sah es und weckte mich sogleich auf und rief: Lieber Herr! seine Kameraden maschieren. Ich steh geschwind auf, und fragt: ob es marschiert wurde? Sie sagten: weißt du es nicht daß wir ausrücken müßten? Ich sagte : Nein ! Ich war auf der Wacht, nun denke ich, jetzt sieht es schön aus nichts gebutzt, aber was wollte ich machen, ich mußte umhenken und gleich fort. Als ich vor Hauptmanns Quatier kam, waren sie schon meistentheils aufgestellt, ich stellte mich sogleich in das 1 te Glied der Kompanie. Nun kam der Hauptmann richtete die Kompanie zur Visitation, fieng oben am Fliegel an zu visitieren, gieng es gleich bös her wo das geringste fehlt, da gibt es Hieb. Nun dachte ich, mein Gott wie wird dirs ergehen; als der Hauptmann noch um drei Mann weg war, so sah er schon daß mein Gewehr schlecht gebutzt war, ich hatte wohl in der Geschwindigkeit in meinem Quatier ein wenig gebutzt, aber es war nicht hinlänglich, denn ich konnte auch nicht mehr aufhalten. Der Hauptmann Dawans so klein als er war, so hitzig war er in seiner Dumheit, er schrie fürchtig in seiner Hitz, Dambur ( Tambour ) Drommel vor; ich hab den Hauptmann sogleich um Verzeihung gebitt, daß ich auf der Wacht war und hatte nichts von einem Ausrücken gewußt; der Hauptmann hörte in seiner Hitz nichts; der Dambur mußte mit seiner Drommel vor die Kompanie treten, und sollte ich auf die Drommel, und mir Aufzählen lassen, aber meine neben Kameraden entbehrten sich gegen den Hauptmann, das darf nicht sein, der Streib war auf der Wacht gewesen, hatte auch von keinem Ausrücken nicht gewußt, er dürfe keine Prügel haben. Der Hauptmann schrie gleich dem Feldwebel der im 3 ten Glied viesitierte Feldwebel! Feldwebel! kommen Sie vor; der Feldwebel tritt zum Hauptmann, er spricht ist der Mann auf der Wacht gewesen? Er zog gleich seine Schreibtafel heraus und sieht nach, und spricht : ja Herr Hauptmann, der Mann war auf der Wacht. So mußte der Dambur wieder entreten. Es war mir als wenn ich sie schon hätte. Bei dieser Viesitation haben sich viele Menschen von der Stadt versammelt diesen Handel zu zusehen. Der Hauptmann wußte vor Stolz wegen diesen viele Zuschauer was er thun, viesitierte weiter wo das geringste fehlt da gibt es hieb. Endlich wurde er damit fertig mit seiner Viesitation und spricht Morgen um 4 Uhr wird's abmarschiert daß keiner fehle beim aufstellen, der wo nach kommt, bekommt Prügel. So sagten die umstehenten Bürger, der ist lauter Prügel. So gieng ein jeder beschämt in sein Quatier; als ich in mein Quatier kam sah es mein Wirth an, daß ich betrübt war, er möchte wohl gern wissen was mir bassiert wär. Und sagte: sie sein doch auch jung Soldat worden, ich gab zur Antwort es ist mir auch leyd. Die Wirthin kommt sogleich mit dem Kaffee herein zu trinken, ich danke aber der Wirthin sie möchte noch eine Stund verziehen, ich habe jetzt kein Hunger und kein Durst; und dachte nichts mehr aufzuschieben, ich butzte mein Gewehr und was zu butzen war, mein Wirth fragte mich beim butzen, weil er immer gern wissen möchte was mir bassiert wäre, es war mir aber in diesem Augenblick nicht viel zu reden; warum daß ich gestern Abends nicht gekommen sey zum Essen; nun habe ich es ihm gesagt weil er ein braver Wirth war; daß ich gleich beim Einmarsch auf die Wacht und so eben auch auf einen Posten gekommen sey, als ich abgelöst wurde so war es schon finster Nacht und konnte das Quatier vor Müdigkeit nicht mehr suchen. Auch sagte meinem Wirth und Wirthin was beim Ausrücken bassiert; sie jammerten und bedauerten mich und wünschte daß ich dürfte einige Tage hier bleiben, das ich doch ein wenig ausruhen könnte; unterdessen wurde es Nacht und legte mich schlafen; ich sagte zum Wirth daß er mich um halb vier Uhr wecken möchte; mein Wirth sagt ich soll nur ohne Sorgen schlafen er wird mich gewiß wecken. Als ich mich gelegt habe, so machte ich mir allerley Gedanken über dieses Ausrücken, ich dachte wie wird es dir noch ergehen, du kannst jetzt schon nicht mehr marschieren, ich bekomme Krämpfe in meine Füße und habe große Schmerzen, so konnte ich die ganze Nacht nicht schlafen, mein größtes Anliegen war noch daß mein Vater zu Haus ein lüdlicher Haushälter ist, und alles zum Teufel sein wird wenn ich sollte allenfalls wieder zu Haus kommen, so besinn ich mich auch zu Dessenthieren, dieses thut auch kein gut, und faßte Muth denke du hast noch mehrere Kameraden es mag jetzt nun gehen wie es wolle du kommst doch nicht mehr zu Haus was brauchst du dich um zu Haus zu bekümmern. Unterdessen schlag der Dambor Tag-Rebell; mein Wirth weckte mich gleich wo dieses nicht nötig war, denn ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen. Ich stunde auf, meine Wirthin machte gleich ein guter Caffee; endlich schlug der Dambor General-Marsch, und mußte fort, meine gute Wirthin aber hat mir schon ein Stück Fleisch eingewickelt auf den Marsch. Ich danke meinem Wirth und Wirthin für die gute Aufwartung, und gab ihnen die Hand, sie wünschten mir viel Glück auf den Marsch, und daß ich doch möchte wieder glücklich nach Haus kommen, ihre zwey Kinder mußte vom Bett aufstehen und mir Glück wünschen. Lieber Sohn ! wie schön wäre es jetzt, wenn ich diesen gute Leute ihren Namen aufgezeichnet hätte, um ihnen die Nachricht zu geben können, das ich so glücklich nach Haus gekommen bin, und ich auch noch einmal danken könne, vor die herzliche Liebe die sie gegen mich gezeigt haben, und wie würden sie sich darüber gefreut haben daß ich noch an sie dachte. Als ich vor Hauptmanns Quatier kam so war ich der erste. Nun gieng es von da nach Kistrin, Stettin wo ich unterschiedlichen Menschen in Quatier antraf gute und böse, welche zum Theil glaubten der Soldat wäre ein Hund gewöhnlich waren es die Reichen die machten dem Soldat wenn er ins Quatier kam Komblimenten thuen ihn höflich empfangen wollten ihn damit abspeisen, einige mahl that es gut; nun wurden wir die preussche Pfiff gewahr und lassen uns nicht mit der Höflichkeit abspeisen, dann der Soldat wenn er marschiert und ins Quatier kam so will er gegessen haben, und konnte nicht von der Höflichkeit leben, ich bin zwar mit jedem Wirth gut ausgekommen. Als wir in der Nacht nach Stettin kamen so kam ich mit 5 Mann ins Quatier und konnte das Quatier wegen Finsterung und ungestümmes Wetter bey einer Stunde lang nicht finden, dann die Leute haben Fenster-Läde alles zu gemacht; auf einmal haben wir einen mit einer Ladern (Laterne) erwischt, der mußt uns durch Gezwungenheit das Quatier zeigen. Da wir hin kamen so war alles fest zu, wir klopfen an der Hausthür es wollte niemand aufmachen, endlich schlug einer von uns an Fenster-Lade daß ich geglaubt, der Lade mußt mit sammt Fenster hinein fahren. Jetzt wird aufgemacht, nun bewillkommte uns der Wirth wieder höflich; Alter sagt einer die preussche Pfiff haben ein end, nur was zu Essen und Trinken bey, sonst geht es nicht gut dann eure preussche Pfiff haben wir kennen gelernt. Durch diesen gegen Willkomm haben wir ein gutes Quatier bekommen, es dauert aber nur einige Tag. Dann kamen wir mit der Companie auf die Festung Vor-Preusen außerhalb der Stadt, da liegen wir einige Wochen wo es sehr schlecht war. Die ganze Companie liegt in einem Haus, und mußten immer auf den Festungs-Werke Schildwacht stehen, bey den Kanonen, Bäumen und dergleichen Instrumenten. Da dachte ich manchs mal wie mags es hergehen wenn wir einmal vor eine Festung Belagerung kommen: ich dachte auch wieder zu Haus wie wird's da aussehen, beim Vatter da wird bald alles vertrunken sein. Als ich einmal Mittag 12 Uhr abgelöst wurde, so heißt es daß der Oberleutnand Beiß die Order erhalten hätte mit einem Gemanto (Kommando) abzugehen von 36 Mann gemeinde ein Unteroffenzier und ein Dambur; diese 36 Mann hat Beiß selbst zu wählen. Da dachte ich wenn ich nur auch dazu kommantiert würde so kommst du doch wieder in Quatier, da wäre es doch besser. Abends beym Verlesen hat der Oberleutnand Beiß die 36 Mann schon auf der List gehabt, welche er dazu brauchen konnte. Nun war ich einer von den Ersten auf der List, da wurde ich stolz daß ich noch ein so junger Soldat bin und einer von den ersten aufs Gemanto. Der Beiß sagte aber gleich es wird nicht gar gut ausfallen, Morgen früh 5 Uhr wird's abmarschiert; ich dachte aber es mag gehen wie es wolle, so ist mirs doch lieber als da. Also Morgen 5 Uhr wurde richtig marschiert und gieng nach Angglam (Anklam) , an der schwedische Grenz; da haben wir gute Quatier bekommen, so dachte ich wieder es ist doch besser als auf der Festung Vor-Preusen. Den zweyten Tag verlangt der Posthalter in dieser Stadt von unserem Leutnant eine Salvaguart ( Schutz ) wegen französischen Durchmärsch. Nun kam der Unteroffenzier Greif in mein Quatier und sagte: ich muß auf Salvaguart zum Posthalter wegen französischen Durchmärsch da sollte ich mich nur gut halten, und kein Mann ein passieren lassen. Mein Unteroffenzier führte mich gleich hin und stellte mich dar. Der Posthalter fragte mich gleich ob ich mit ihm speisen wollte oder ob ich ein Zimmer allein haben will, ich sagte zum Posthalter: es wäre mir angenehmer ein Zimmer allein. Der Posthalter führt mich in ein Zimmer und sagte: dahier hat schon ein mancher Offenzier gespeißt, und ich werde ihne auch bewirten, daß sie gewiss zufrieden sein wenn sie ihre Schuldigkeit thun daß mir kein Franzos ins Haus kommt. Ich sagte zum Posthalter: So ein junger Soldat das ich bin, so steh ich ihne dafür daß kein Mann ins Haus herein kommt, und wenn michs mein Leben dadurch kosten sollte. Der Posthalter bringt mir gleich eine gute Bodell Wein. Herr Gott dachte ich was hast du es so gut, als ich allein im Zimmer war und mich um sah was für eine Probatät ( Prunk )da war; ich dachte wenn es nur eine Zeit lang dauern thät. Des andern Tag als die Franzosen kommen, so stellete ich mich unter die Hausthür mit Gewehr und Tasch, sie schauen mich beym Durchmarsch an, aber keiner wagte es auf die Staffel zu treten. Der Posthalter schaute zum Fenster hinaus diesen Marsch zu, und freute sich darüber; der Marsch dauerte ungefähr 3 Stund. Da derselbe vorbey war so gieng ich wieder in mein Zimmer und der Posthalter bringt gleich wieder eine Bodell Wein. Unterdessen kamen vier von meinen Kameraden zu mir auf Besuch; Herr Gott, sagten sie man meint du wärst ein General, so wirst du bewirth. Der Posthalter befindt sich gleich wieder im Zimmer und freute sich mit uns, ließ eine Mahlzeit anstellen als wenn lauter Oberst und Generäl wären, und meine Kameraden mußten den ganzen Tag bleiben. Da dachten wir , was haben wirs so gut gegen unsere Kameraden in Vor-Preusen auf der Festung. Aber ein Fehler wars daß es nur vier Tag gedauert hat. Am 4 ten Tag Abends schlug der Dambur, daß wir zu unserm Leutnant kommen sollte als wir beisammen waren so befiehlt er daß Morgen früh um 7 Uhr abmarschirt würde. O weh dachte ich jetzt wird's wieder anderst werden. Als ich wieder zum Posthalter kam, so sagte ichs daß Morgen früh abmarschirt würde; dem Posthalter war es auch nicht lieb sondern er hätte gern noch eine Zeit lang sein Vergnügen mit uns gehabt. Also Morgen 7 Uhr wird's marschirt der Posthalter gab mir noch zum Geschenk zwey Thaler. Jetzt kamen wir auf ein Wasser bey Angglam in ein Schiff; nun dacht ich o weh jetzt wird's bös ausfallen, wie Oberleutenant selbst gesagt hat. Uhngefähr 3 Stund sein wir auf dem Wasser gefahren dann sind wir an der Insel Issedum ( Usedom) gelant; unser Oberlieutnant sagte uns aber nicht was wir zu thun hatten, bis wir allerdings vor Issedum kamen, dann sagte er jetzt will ich euch sagen was wir zu thun haben und spricht: in Issedum liegen ungefähr 160 Mann bewaffnete Invalitten ( Invaliden ) und diesen mußten mir die Waffen abnehmen; und ein jeder mußte gleich nach seinem Gewehr sehen daß es gut im Stand ist und frisch laten. Herr Gott dachte ich da wird's bös hergehen. Als wir vor das Thor kamen so kommantierd Oberlieutnant halt, in einem Zug aufgestellt; als wir aufgestellt waren, so spricht er nur nicht verzagt wenns auch heut das letzte mal ist, ich habe euch deswegen gewählt, daß ich mich auf euch verlassen kann; jetzt bekam ich wieder ein Soldaten-Stolz, weil mein Offenzier auch das Zutrauen zu mir gehabt und gewählt, wie er gesagt: wenns auch das letzte mal ist. Der Lieutnant ließ den Dambur geschwinde schritt schlagen und kommantirt vorwärts marsch, nimmt ein Pistol in die Hand und zog den Degen. Als wir zum Thor hinein kommen, da wußte die Leute nicht was das nur sey, wo das Volk herkam, der Dambur mußte die Drommel schlagen, daß man geglaubt hätte, sie müßte verspringen. Oberlieunant marschirt mit uns auf den Markt-Platz, ließ eine Schwenkung machen und führte ein kommanto Wort, als wenn noch etliche tausend Mann nach kommen thäte; nun kommantirt er halt, ließ Gewehr bey sich nehmen, fragte gleich nach dem Kommandant der Invalitten, daß er auf der Stelle hier her kommen möchte. Der Oberlieutnant ließ uns nicht in Quatieren, als bis sein Vorhaben vollendent war. Der Kommandant kam auf der Stelle unser Offenzier gieng demselben entgegen, machte seine Complement, und befiehlt daß ihre Leute die Waffen hier ablegen sollte; der Kommandant durfte sich nicht lange besinnen, wend sich um ließ auf der Stelle den Dambur schlagen, um seine Invalitten zusammen zu kommen. Als sie beysammen waren, so marschirt der Kommandant vor uns hin, und legten die Waffen ab; dann kam ein jeder unsert halben hin gehen wo er wollte. Unser Offenzier ließ gleich zwei Wagen bestellen, die Waffen aufzupacken und mit zwey Mann nach Stettin transbortiren. Die Invalitten und Bürger glaubten es werden Zeit von einer ½ Stund noch paar Tausend Mann nachkommen, sonst hätten sie die Waffen nicht so leichterdings abgegeben, denn es waren noch tüchtige Männer dabey, es war aber der Fall nicht, da dies alles geschehen war, so ließ unser witziger Offenzier Beiß das Gemanto von 34 Mann um die umlegenden Häuser an sein Quatier einquatieren, und befiehlt daß sich keiner ausziehe, auf jeden Wink bey der Hand zu sein. Am 2 ten Tag Abends um die Abenddämmerungszeit, als wir vor unserem Offenzier sein Quatier waren, uns über dieses Vorhaben freuten, daß es so gut gelungen ist und von allerhand geredet wurde; auf einmal kamen zwey Mann unvermuthet ganz vergeistert von der Straße her; Herr Gott Sackrament! Was ist daß sie sind unbewaffnet? Als sie zu uns kamen fragte der Offenzier wo kommt ihr her? Sie antworteten und erzählten wie es gegangen ist, daß sie auf Gemanto waren in Schwinemünd (Swinemünde) am Ost See liegend bey Oberlieutnant Bätz, und daß Major Schill in der Nacht von Kohlberg (Kolberg) herüber gebrochen ist, und das ganze Gemanto abgefangen habe, Lieutnant Bätz wurde im Zimmer wo er im Bett lag überfallen, als er nach dem Degen griff wurde er in die Hand blässiert und mußte sich auch gefangen geben, mir zwey haben uns ranzanirt und zu euch Zuflucht gesucht, und gesagt: sie wollten es uns auch so machen. Da ein jeder von uns mit diesem zugehört hatte, so konnte doch keiner gleich sagen, wie mir es jetzt gleich angreifen. Nun befahl unser Offenzier gleich ein jeder mit Sack und Pack hier her zu kommen, sprach wie ein Vatter gegen seine Kinder, ich weiß jetzt keinen bessern Zuflucht, als wir marschieren an das Wasser wo wir herwärts ausgestiegen sind. Nun packen wir auf und ganz stillschweigend zum Thor hinaus wo wir einmarschiert sein; vermuthlich werden sich jetzt die Invalitten und Bürger gefreut haben, das eine Furcht in uns war, doch kann es auch sein das sie glaubten wir holen die etliche tausend Mann ab. So wir eine weile auf dem Marsch waren gegen das Wasser, so sprach unser Soldatenfreundlicher Offenzier nur nicht verzagt meine Grenadier, wir marschieren wie gesagt an das Wasser wo wir gelandet sind, da wohnen Fischer die werde ich mit ihren Nächen zusammen bestellen, um wann ebenfalls der Major Schill kommen sollte und wir kein Wiederstand thun könnten, gleich hinüber schiffen, und sogleich nach Angglam um Sekurs schreiben. Nun kamen wir in der Nacht hin, wo eine Ziegel-Hüte war, wo eigentlich die Fischer wohnten wurden gleich dieselben mit ihrem Fahrzeug zusammen bestellt, und mußten so gut wachsam sein als wir. Nun stellte unser Offenzier die hälfte des Gemanto zur Schildwache und hoch anbefohlen aufmerksam zu sein, an sonst könnte wir alle verlohren werden; er stellte selbst Posten vor Posten auf, wo er glaubte da der Feind her kommen möchte, und anbefohlen nichts ankommen zu lassen, gleich Feuer geben. Nun wurde ich gleich an das Wasser gestellt, wo wir eigendlich her kommen sind und durfte eben nichts an passieren lassen. Unterdessen daß unser Offenzier die Posten ausgestellt hat, schrieb er in der Ziegelhüt nach Angglam um Sekurs, schnell wurde das Schreiben mit einem Gemantos Bruder und guten Boten abgeschickt. Unvermuthet Morgens gegen 2 - 3 Uhr, bey einer finstern wilte Nacht, wo die Nächen allerdings mit Wasser gefüllt wurden, kam ein Licht auf dem Wasser, es kam als näher zu uns her, als wir nun glaubten es möchte Schuß weit weg sein, so haben wir angerufen, aber keine gegen Antwort gehört; wir machten ein starkes Feuer auf dieses Licht, auf einmahl durch unser starkes Gefeuer sehen wir nun nichts mehr, wir glaubten sie werden sich zurück gezogen oder wie geschehen, das Licht ausgemacht; wir lauerten und bückten uns wieder, um zu sehen ob nichts mehr vorhanden sey, wir sahen nun nichts mehr, auf ein mahl unvermuthet bey unsere Aufmerksamkeit, schlich sich ein französischer Offenzier mit einer Mannschaft von etliche 20 Mann auf der seite bey. Der Offenzier hatte unsern Lieutenant und uns höflich empfangen und bewillkommt, er lobte unsere Aufmerksamkeit und unser gutes Verhalten; er erzählte es unserm Offenzier auf französisch wie ers gemacht hat bey zu kommen, er sagte ich mußte wegen eurem starkes Gefeuer das Licht ausmachen und hinte herum fahren. Nun redete der französische Offenzier mit dem unsrigen weiter, das wir längstens in einer Stund 600 Schasär Sekurs bekommen, nun brauchen wir keine starke Wacht mehr; richtig war es wie der Offenzier gesagt hat , Zeit von einer halben Stund sehen wir schon mehre Lichter auf dem Wasser von Angglam her kommen, nun freuten wir uns alle und glaubten jetzt unsere Gemantos-Brüder aus der Gefangenschaft zu erlösen, die gebratene Ohlen und Speckgäns besser schmecken lassen zu können. Nun kamen die 600 Mann Schasär fröhlich an, rasten eine halbe Stund, und freuten sich mit uns. Dann gieng es wieder mit Trommeln und Trompeten nach Issethum los; als wir vor die Stadt hin kamen da heißt es halt, Bankenets auf ! und wir 36 Mann erhalten die Awangat voraus, die Franzosen marschieren mit .?. in die Stadt, und befahlen gleich gute Quatier zu verschaffen. Da kam ich zu einem Bierbrauer, richtig wie gedacht da bekam ich eine gebratene Ohl und ein Bodell Wein dazu; das war das letzte gute Quatier in Preusen. Es befind sich hier ein Macacin (Magazin) mit Waffen, nemlich: mit Pistol, Sättel, Stangenzähme dieses alles war in kurzer Zeit ausgeräumt, und nach Stettin transbortirt. Einige Tage waren wir hier und glaubten der Schill werde uns besuchen, aber er kam nicht. So machten wir uns auf und marschieren nach Schwinemünd, wo eigendlich unsere Kommanto Brüder gefangen worden sind, freuten uns und glaubten das Gemanto wieder erlösen zu können. Aber es war vergebens, der Schill hatte sich nach Colberg gezogen wo es ihm möglich war sich zu retten. Als wir nach Schwinemünd kamen, so sah es bös aus, es war zum Theil geblündert. Nur über Nacht blieben wir. Als wir Morgens aufgestellt, waren schon alle Fahrzeug in Bereitschaft, uns über den Ost-See Arm zu führen. Als wir zugleich eingestiegen sind, so gieng es auch zugleich hinüber, nun kam ich in einen kleinen Nachen wo ungefähr 15 Mann waren; als es zugleich angefahren wurde, so kam ein Wind vom Ost-See und die Wellen so hoch getrieben, das wir beynahe wegen unserem kleine Fahrzeug zu Grunde gegangen wäre, wir legten uns alle darin um, lassen Gott und den Schiff-Mann sorgen. Glücklich kamen wir über, nun marschieren wir wiederum nach Stettin, da kamen wir aber vorher nach Wollin und Kammin. Als wir nach Stettin kamen, so war unser Compenie von der Festung Vor-Preusen abgelöst, und liegen in der Stadt; in einigen Tagen marschiert unser Regiment ab, und marschieren nach Dam, Golno, Massof (v) und Freienwalde, den Tag von Massof bis Freienwalde sind wir dem Major Schill sein Chor nachgestrichen. Da wir in der Nacht nach Freienwalde kamen, so wurde ich auf das Bieket kommantiert, und erhalte zum Glück den äußersten Vorposten. Das war mein erster im preusischen Feldzug, Nachts von 11 - 12 Uhr bekam ich denselben auf einem zugefrorenen Sumpf-See zu bestehen, denn es war schon sehr kalt und hatte auch Schnee. Als ich ungefähr 3 Viertel Stund gestanden bin, so höre ich ein geklöpper, ich bückte mich gleich nieder, denn es war nebelich um die Sach besser gewahr werden zu können, ich sah aber nichts; mein andere Kamerad Namens Fuchs der eben auf einem Posten gestellt war, gieng zu mir und sagte : Streib ich glaube die Preusen sind vorhanden, geb nur acht daß dein Gewehr gut los geht, ich sagte: zweifle nur nicht, thu mich nur gleich unterstützen. Mein Fuchs gieng wieder auf sein Posten, ich hätte gern gesagt, stehe auf mein Posten, ich will auf dein stehen, aber ich hatte schon einen Soldatenstolz. Endlich kam die Ablößung, ich melde es gleich der Lößung was vorhanden sein mag; kaum war ich eine Viertel Stund abgelößt, so krachts schon in allen Flanken und das ganze Regiment wurde in Aufstand gebracht, das Biecket wird gleich verstärkt und starke Pattrol ausgeschickt, um die Sach zu untersuchen, was wars? Es war preusische Battrol die gerne ein Vorposten abgefaßt hätten, wenn er nicht aufmerksam gewesen wäre, nun gieng es gut vorüber. Als es Tag war so marschieren wir dann weiter, und bekamen keine Quatier mehr, mußten immer unterm freiem Himmel loschieren; so kann ich weiters nichts mehr angeben, als daß wo wir hinkamen wenig Lebensmittel da war, es muß ein jeder sein Leben zu erhalten suchen; da war kein ander Mittel, als man nahm den Bauern was er hat, Vieh was der Soldat nur kriegen kann. Endlich kamen wir nach Stargard bey einem Dorf und Kloster ins Lager. Drey Tage standen wir da, wo es so kalt war, daß schier nicht auszuhalten sein könnte, wir mußten auf dem Schnee Campieren. Am Dritten Tag Abends habe ich mich mit einem Kameraden bey Holz aus tragen ins Lager entschlossen, das wir uns die Nacht in das Dorf in ein Haus legen wollten, ein jeder sagt von uns : Ich kanns nicht mehr aushalten. Als es Abend worden ist, so sagten wir zu unsern übrigen Kameraden im Lager, wir wollten noch einmal Holz holen, gut. Als wir ins Dorf kamen sahen wir ein kleines Häuschen aus und legten uns darin nieder, es war aber niemand im ganzen Dorf, kaum lagen wir eine Stunde, so kam als einer um den andern, von andern Companie, endlich war das ganze Stübche voll und schlafen gut herrlich, wir haben uns vorgenommen, Morgens recht früh wieder ins Lager zu gehen, und Holz mit hinaus zu nehmen. Als wir aufgestanden sind, so kamen schon von unsern Companie um Holz zu holen, und sagten uns daß die Preusen gekommen seye, und hätten die Vorposten angegriffen, das alles die ganze Nacht im Gewehr stehen hat müssen, ihr wird bös wegkommen. Sogleich haben wir es nicht geglaubt, wir glaubten sie werden uns den guten Schlaf mißgönnen, aber richtig war es. Als wir mit unserem Holz hinaus gehen, kamen schon wieder andere wo ein guter Kamerad dabey war, der hätte uns zugemuthet wir sollten wieder zurück gehen, und uns den hintern füttern, denn bey anderen Companie giebt es schon Prügel. Herr Gott im Himmel dachte ich, wenn du Prügel kriegen sollst und ist so kalt, so bist du hin. Wir besinnen uns wie wir es machen wollten um durch zu schlupfen; unser Einfall war, wir wollten uns unböslich stellen. Als wir ins Lager kamen, wollten wir uns so einschleichen, daß es nicht mehr daran gedacht werden sollte, das wir die Nacht gefehlt haben. Als wir hinkamen, so heißt es gleich wir sollten uns beym Feldwebel melten. Wir giengen an Feldwebels Barack zu melten, er fragte uns wo wart ihr die Nacht? Wir sagten lächlend: Herr Feldwebel es war uns nicht recht wohl, wir haben uns diese Nacht in ein Haus gelegt. Ja sagt er : es ist mir auch nicht recht wohl, wofern es noch einmal geschieht, so bekommt ihr auch Prügel wie bey andern Companie, und spricht: wenn jeder so weg laufen will was wollen wir anfangen wann der Feind einbricht; ich muß da sein, so müßt ihr auch da sein, geht hin dies mahl solls euch geschenkt sein! Da war ich jetzt so froh wanns gleich so kalt war, und hatte wenig Lebens-Mittel. Es wurde gleich nach diesem Umstand abmarschiert und gieng nach Dürschau (Dirschau) an der Weichsel liegend. Als wir da an marschirten, so hatten die Preusen die Scheuern außer der Stadt herum schon angebrannt um nicht einmarschieren zu können, das Thor hatten sie mit Kanonen besetzt, so wurde das erste Batallion mit Sturm auf das Thor kommandirt wo Adam Joch dabey war. Das 2 te Batallion wo ich dabey war, wurden unten an die Weichsel gestellt, daß wenn die Preusen zum unteren Thor heraus brechen, sie unsere Gefangene werden. Glücklich kamen sie mit Sturm ein, welche nicht umgekommen sind. Als das 1 te Batallion oben zum Thor eingebrochen, so mußten die Preusen unten hinaus. Als sie sahen daß sie unsere Gefangene werden sollte, so giengen sie über die Weichsel die zugefroren war, aber wie unglücklich waren viele als sie auf dem Eis waren, so hat unsere Attillerie Kanonen Feuer darauf gemacht, daß viele unter dem Eis begraben wurden, es liegen auch blässierte da, und winkten uns ihnen zu helfen, aber es war vergebens. Da kann man denken was der Soldat bey Kriegs-Zeiten ausstehen muß und behandelt wird, kein Wunder ist es, wenn er die ausgestandene Batalie und Cammppierung, glücklich durch gemacht hat, und wieder ins Quatier kam, daß er manchmal wild wird, wenn ihm der Wirth nichts gönt; richtig ist es, der Einwohner oder Wirth ist auch unschuldig, ich habe aber angetroffen, die glaubten der Soldat gieng vor Blässier (Spass) mit, es kann der Fall sein, aber sehr wenig, besonders bey meiner Zeit nicht. Von da wird's schon gesprochen daß es auf Danzig zu gehe, die Beschreibung wurde uns schon davon gemacht das es eine starke Vestung ist. Als wir mußten gleich von Dürschau ab marschieren, das ? te Battallion hatte eine Stunde Freiheit zu plündern, nun kamen wir in der Nacht auf ein Edelmanns Hof ins Lager, sehr wenig hatten wir Lebens-Mittel angetroffen; von da kann ich mich nicht mehr recht erinnern wo wir als ins Lager kommen sein. Kurz es gieng nun auf Danzig los, ich glaube es war im Januar 1807 zu erst als wir vor Danzig kamen, kamen wir an ein Dorf das schreibt sich Wonneberg ungefähr eine Stund von Danzig, da mußten wir einen Schanz-Graben aufwerfen, wir rückten manchig mal vor um die Preusen heraus zu locken und machten kleine Gefechte. Unter dieser Zeit als wir bey Wonneburg kamppierten hat sich der französische General Levewer ( Lefe`vre) mit seiner Armee bey Fitzendorf bey gezogen. Endlich kam auch das ganze badische Chor bey Fitzendorf zusammen, einige Tagen wurden hier Rüstungen getroffen, um an Danzig vorrücken zu können; auf einmahl bey einem frühen Morgen, heißt es auf ! es geht auf Danzig los. Die meisten glaube ich, waren nüchtern, es wurde nicht darnach gefragt, wir konnten aber Danzig von da noch nicht sehen, sondern es liegt eine Anhöhe vor uns; frisch wurde es aufgebrochen und gieng die Anhöhe hinauf, als wir Danzig erblickt, so haben Preusen uns gleich mit Katäudschen ( Kartätschen ) und Kanonen; einen guten Morgen gewunschen. In einer Fronte marschirt unser Regiment vor, aber wir konnten uns nicht geschlossen halten, wir mußten uns gleich zu lauter Blänkler vermühren. Ich habe beym Anmarsch geglaubt, es werde sich so verhalten als wie bey Dürschau, daß wenn wir mit Sturm zum oberen Thor einmarschieren, die Preusen ihren Reterad zum unteren Thor hinaus nehmen werde, aber es war mir ganz anderst, wie ich die große Walzen um den Hagels-Berg und die Batterien gesehen habe; ich glaube da wieder nicht mehr nach Haus zu kommen; unser zehn Mann mit Unteroffenzier Manza machten uns vorwärts beym Zigeunersdorf rechts hinunter gegen die Vorstadt in eine Diefung, wo uns so gut schien als eine Batterie, wir feuerten auf die vor uns herum reideten gelben Husaren, sie nährten sich als näher zu uns, vor den Kanonen Kugel und Katäudschen glaubten wir sicher zu stehen. Auf einmahl bey meiner Ladung schau ich links auf die Anhöhe; ich sagte gleich mir wurden gefangen, seht die Preusen sind hinter uns, und sehen keinen von unseren Kameraden mehr, denn sie haben sich zurück gezogen. Unser Offenzier befiehlt gleich zurück, wir glaubten aber jetzt verlohren zu sein, denn wir mußten wieder die Anhöhe hinauf, als wir den Reteradt nahmen, so setzten uns die gelben Husaren nach und wurde Katäudsche Feuer auf uns gemacht, daß ich geglaubt habe, wir mußten alle Tod geschossen werden. Zum Unglück ist unser Unter-Offenzier Manza, da wir an der Anhöhe über einen gefrorenen Schnee-Butzen mußten, stecken blieb; und Glück war es dadurch, daß uns die gele Husaren nicht nach rennen konnten, wir rissen ihn heraus und machten uns glücklich auf das Zigeunersdorf zu, das nicht weit von uns weg lag, wir fanden da wieder unser Regiment versammelt; viele haben aber ihr Leben bey der erste Beschauung von Danzig verloren. Bey dieser erste Beschauung von Danzig haben gleich die Schanzgelehrten ein gesehen, nemlich die Inschenir (Ingenieur) wie man die Batterie und Schanz-Gräben einzurichten hat, um Danzig zu erobern. Von Zigeunersdorf ziehen wir uns ungefähr ½ Viertel Stund zurück, da stunden wir bis Danzig über war; als es Nacht war, so war schon alle Gattung Arbeits-Geschirr vorhanden, Schoren und Schaufel was man nur brauchen kann, es mußte auch sogleich die Nacht geschanzt werden, und was nicht in Arbeit stund, das mußte im Gewehr stehen, um wenn die Preusen ein Ausfall machen sollte, schon in Bereitschaft sein. Als es Tag wurde, so sahen die Preusen schon was wir vorhaben, sie machten Kanonen Feuer auf die Schanz, daß sich keiner aufrecht halten kann, es war aber alles vergebens, wir machten es wie länger je Ärger. Den zweiten Tag Abends, wurde ich auch auf die Schanz kommandiert; als wir in der Nacht hinaus kamen, so hatten uns die Saber (Pioniere) wieder auf eine andere Stellung geführt, da eine Batterie gemacht worden ist, pfiffig waren aber die Preusen jetzt schon, sie hatten schon denken können, daß dies auch ein günstiger Platz sein mag, wo wir schanzten. Als wir eine ½ Stund schanzten, so machten sie schon Kanonen und Kadäutschen Feuer auf uns, und schmissen auch sogleich Leuchtballen um uns recht gewahr werden zu können; wir arbeiten aber alle so fleißig als wenn es unser Eigenthum wäre, um uns Schuß sicher zu stellen, und bekamen aber doch einige Todte, als wir uns eingeschanzt haben, so dachten wir wie wird es Morgen her gehen wenn wir abgelößt würden, denn wir konnten doch nicht immer in der Schanz bleiben, aber es wurde dafür gesorgt. Die Ablößung kam schon vor dem Tagsanbruch, ach wie froh waren wir als die Ablößung kam, und glaubten bis die Thur wieder an uns kam Danzig über zu sein, aber es war nicht so wie wir glaubten, sondern das Schanzen gieng so stark, daß man alle zwei längstens drei Tag auf die Schanz kommandiert wurde. In einigen Tagen kam ich gleich wieder Morgens früh zur Ablößung, es wurde immer Morgens vor Tag und Abends in der Nacht die Ablößung gemacht. Als es Tag ward, da sah ich erst die Vestungs-Werke vor uns, man darf aber den Kopf nicht weit hinaus strecken, sondern es wurde gleich darnach gefeuert. Ich dachte wie ein mancher würde Danzig nicht inwendig sehen, vielleicht keiner, wir arbeiten aber so stark daß bald einige Batterien fertig wurden, daß wir Kanonen und Haubitzen aufführen können, um ihnen auch gleich zu sagen was wir hier zu thun haben. Als die Kanonen aufgeführt waren, so wurde gleich nach diesen herum henkenden Walzen an Hagelsberg gefeuert, um sie herunter zu bringen, so eben auch in Danzig um zu weisen, daß wir sie ruinieren können. Da einige Batterien auf der Anhöhe fertig waren, so wurde weiter vorwärts auf den flache vor dem Hagelsberg Schanzgräben aufgeworfen, um als nächer hinzu kommen. Kurz so wurde es Tag und Nacht gearbeitet und verschanzt, daß wenn ein Unbekannter hinein gekommen wäre, den Weg hinaus nicht leicht gefunden hätte. Der französische General Levewer ließ immer noch Franzosen und Sachsen bey marschieren. Nun wurde ich wiederum Abends auf die Nacht zum Schanzen kommandiert; als wir an die erste Batterie kamen, so waren schon von einer ...?... Dickung und ungefähr eine Ruthe lang Faschine verfertigt, es mußte gleich jeder ein Stück auf die eine Achsel nehmen, auf die andere das Gewehr henken und in die eine Hand Stük Geschirr zum Arbeiten. Nun dachte ich gleich die Nacht wird's es wieder lustig zugehen, was wollten wir machen es heißt nur vorwärts. Als wir in die Schanz Gräben hinein kamen, so dürfen wir uns legen bis es befohlen wird. Die französische Inschenir aber legten unter dieser Zeit die Faschienen nach ihrem Plan, außen herum wie es geschanzt werden sollte; als sie fertig waren wars 11 Uhr nun heißt es auf und sollte keiner mit dem andern laut reden, es mußte auch sogleich ein jeder seine Kaßket verbinden, daß kein geklöpper daran ist, wer kein Sacktuch hat, mußte sein Halstuch dazu nehmen. So nahm ein jeder sein Arbeits-Geschirr und Gewehr in die Hand, nun giengen die Saber voraus und wiesen uns in der Stille an, wie es nach diesen Faschienen gearbeitet werden soll, dacht ich daß dies mahl das letzte sein wird. Nun stellten wir gleich an und arbeiten so stark wie wir konnten, zwei französische Grenadier wurden vor uns hin zur Schildwache gestellt, ich steckte mein Gewehr auf die Seite mit dem Bankenet in den Sandboden, mein gegenseitiger Kamerad, sagt in der Stille zu mir, Streib arbeit nur daß wir in Boden kommen, wenn wir nur einmahl vor dem kleine Gewehr Schuß sicher stehen, es war aber bey unser Schanz Bedeckung hinter uns befohlen, daß keiner feuren darf, wo es bey keiner Nacht eine Viertel Stund still war, so war es auch bey den Preusen still zu feuern. Als wir uns ungefähr um den halben Leib bey der finstern Nacht eingeschanzt haben, ich blickte aber immer auf mein Gewehr daß ich nicht fehl griff: auf einmahl riefs wer da ! und zu krachen war eins. Wir hörten den Schuß kaum, so wurde schon Blathon Feuer auf uns gemacht; denn die Preusen hatten schon auf uns gelauert, bis mir unser Arbeits-Geschirr weg schmissen und nach unsern Gewehr griffen, so waren die Preusen schon mit Sturm da, stechen und schlugen todt; und ein mancher hat sein Gewehr in der Geschwindigkeit nicht mehr gefunden. Also wer in dem Augenblick sein Leben nicht verloren hat, mußte sich rückwärts in ein Schanz Graben flüchten, um uns festhalten zu können, es kamen auch preusische Dessendier (Desserteur) zu uns herein, jetzt wurde ich erst wild und dachte ein Million Donner Wetter ! soll die Preusen todt schlagen, wenn es nicht bald anderst wird. Wir feuerten so stark auf die Preusen, als wir nur laten (laden) können; jetzt aber mußten sie wieder zurück und können sich nicht halten. Nun schmissen sie aber jetzt Bummen und Stein-Stücker, Leuchtballen, daß man nicht gewußt hat, wo man sich hinwenden soll; es nützte aber alles nichts. Wir mußten wieder auf die angefangene Schanz wo wir verjagt worden sind, viele wollten nicht recht anbeißen; die Saber selbst trauen nicht mehr hinaus zu gehen, als bis die Inschenier voraus giengen, denn die Badische und Sachsen wurden immer voran geschoben. Also es nutzte nichts die Saber mußten vor gehen; nun bekam ich eine ganz andere Natur, und schlug mein Leben nicht mehr hoch an, und dacht es ist doch keine Ruh, du mußt nur noch länger Hunger leiden, Läus und Krätz herum tragen. Als wir hinaus kamen, ey da sieht es schön aus, da liegen viele Todten, und die Preusen hatten den Schanz Graben wieder allerdings zugemacht, wir arbeiten aber wieder so stark als jemal, um noch vor Tag in Boden zu kommen, und dem kleinen Gewehr Schuß frei zu werden; Bommen und Stein-Stücker, Leuchtballen, schmissen sie immer noch, aber sie thaten uns nichts mehr, weil wir so nah an ihre Balleseiten (Pallisaden) waren. Endlich führten wir unsern Schanz - Graben glücklich hinaus, daß wir bis Morgens könnte durch einen andern Schanz-Graben abgelößt werden. Als es ein wenig hell war, da sahen wir jetzt erst wo wir sein, also standen wir so nah an der preusischen Ballesate , daß wir konnten mit Stein hin werfen. Nun kam die Ablößung wieder, die standen aber jetzt nicht mehr so gefährlich, weil wir ihnen das Bett gemacht haben, daß sie sich doch ein wenig setzen könnten, wenn sie sich müd gearbeitet haben. Als wir ins Lager kamen, so sagten unser Kameraden: ihr habt eine böse Nacht gehabt, Wir haben auch die ganze Nacht im Gewehr stehen müssen. Als ich meine Dasch abhieng, so sah ich daß durch mein Mantel zwei Flinte-Kugel gefahren sind, vermuthlich werde es da geschehen sein wo wir von der Schanz gejagt worden sind, denn durch das Springen glaubte ich, ist mein Mantel auseinander geflohen und durch den linke seite Lappen zwei Kugel gefahren sind. Mittag von 11 bis 12 Uhr wurde Stillstand um die Toden zu begraben. Jetzt machte unser Marschall Lefe'vre ein Versuch beym Stadt Commandant Kalkreiter, um Danzig zu über geben, aber er wollte nicht und sagt: so lange sein Sack-Tuch in der Tasche nicht brennt, wollt er sich nicht ergeben. Nun machten wirs noch viel ärger, es wurde gleich stark mit Granaten in Danzig gefeuert, bis es gebrannt hat; doch wollten wir sie nicht ruinieren, sondern nur Beuzen und beweisen, daß wir sie richtig verdörben können, wir lassen sie auch deswegen löschen. Endlich wurde auch von der verjagte Schanz wo ich beschrieben habe, die Preusen um sie in Luft zu sprengen, unterminirt. Nun wurde ich wieder Abends auf die Schanz kommandiert: als wir weit in die Schanz hinein kamen und arbeiten ungefähr eine Stunde, so kam ein französischer Offenzier mit einem brennenden Lonten, nun heißt es: Die Miene wird gesprengt, ich setzte mich an den Rampe und war begierig wie es ausfallen wird, auf einmal macht es einen Schlag, das der Erdboden schüttete, daß Erde und Sand an der Schanz oben herein rollte die preusische Ballesaide in die Luft riß, und Menschen die darauf standen zu Grunde gieng; zum Theil diese Geschichte freuete ich mich und deßwegen Danzig zu übergeben werde, zum Theil war mirs aber auch leid daß viele Menschen dadurch zu Grunde gegangen sind, die darauf waren. Wer mußte aber wieder dadurch leiden, als diejenigen die auf der Schanz waren ? Denn die Preusen auf dem Hagelsberg machten jetzt so ein starkes Bommen und Kadäitschen-Feuer, und schmissen Leuchtballen daß wir nicht wußten wo wir uns nur hinwenden sollten, und so gieng es die ganze Nacht, und haben viele ihr Leben dadurch in der Schanz lassen müssen. Als die Ablösung wiederum kam, so war ich recht froh und dachte diese Nacht hast du wieder viel Glück von Gott erhalten, das er dich wieder mit deine gesunde Glieder ins Lager marschieren ließ; und so machten uns die Preusen wie wir ihnen das Leben so satt, daß man hatte sein Leben bald selbst aufgeopfert. Dann durch die viele Menschen wo da lagen, man sprach von 40 bis 50 tausend Mann, so wurde das Lebens-Mittel so wenig daß zuletzt unser Proviant-Wage 3 und auch 4 Tag lang ausblieb, bis wir ein wenig Brod und Fleisch bekamen; Dracktement bekommen wir keine, wir mußten uns meistens Theil von unseren Schanz-Geld erhalten, der Mann bekam des Tags wie bey Nacht 3 gute Groschen, so kann er ein wenig Brod von den polischen Juden die in das Lager Maredenten (Marketänder) bekommen. Es wurde bey der Belagerung das ganze Zigeunerdorf bei Danzig abgerissen und verbrannt, so auch noch von der Vorstadt Schottland; dadurch hat auch ein mancher Soldat ein Stück Eisen gefunden, dieses hat er auch bey den Juden zu Nuzen gemacht, und wenn er eine Kanone Kugel in das Magazin brachte, so hatte er drei gute Groschen bekommen, wo aber ein mancher sein Leben dadurch verloren hat. Ich habe gesehen daß ein Franzos beym heim Marsch von der Schanz, ein 12 Pfünder mit ins Magazin nehmen hat wollen, um ein wenig Brod dafür kaufen zu können, aber bey dem Aufheben ein 12 Pfünder vom Hagelsberg kam, ihm die zwei Beine abgeschlagen hat. Der Hunger hatte auch Gewalt gebraucht, daß man die Juden samt Wägen umgeschmissen, um etwas Brod ohn entgeldlich zu erwischen, was wars die Juden beschweren sich; nun wurde zu jedem Wagen, zwei Unteroffenzier kommandiert die Juden zu unterstüzen , dann ansonst werde keiner mehr gekommen seyn, und hätte noch mehr Noth leiden müssen. Und das ärgste daß es so kalt war, denn es sind noch im April 6 Mann auf der Schanz verfroren, grade stand unser Lager daß mir in den Ost-See wo uns immer der kalte Wind fassen kann. Das schönste aber daß wir ganz zerissen sind, es hatte wenig dabey, das die Hosen, Rok und Mantel nicht zerissen oder verbrannt waren. Ich glaube daß sich unser Großherzog Karl Friedrich selbst geschämt hat vor dem Marschall Lefe`vre`, daß mir so schlecht in dieser Kälte, in leinenen Muntur standen; er lag eine viertel Stunde von uns in Fitzendorf, ließ sich aber wenig bey uns sehen, so hat uns auch der General Lefe`vre deswegen gescholt und gesagt : Seht meine Franzosen, die stehen anderst da, als ihr ! Wir waren aber unschuldig, wir haben unser Schuldigkeit so gut gethan als die Franzosen. Und so könnte ich dir noch viele Gefahren und Mühseligkeiten von Danzig angeben, aber das Schreiben halt mich zu lang auf, besonders deswegen weil ich dir etwas von der Festung Stralsund beschreiben will. So sah ein jeder Offenzier daß es nicht mehr lang auszuhalten sey, denn es gieng ihnen auch nicht viel besser und wünschten ein jeder daß es bald zu ende gehen möchte, zu leben oder zum Sterben. Auf einmahl aber am 25 ten Mai 1807 Abends wurde unser Wunsch erfüllt, nun heißt es : daß die Nacht Danzig mit Sturm eingenommen werden sollte; freudig war ich bald alle im mühseligem leichte Sinn, daß es doch jetzt ein ende nehmen werde, zum Leben oder zum Sterben. Als es Nacht war, so mußte dann alles in die Schanze marschieren, wir kamen in die erste Batterie zu stehen, nun sprach man, daß die Polen das Vorrecht haben. Es war aber alles still vom Gefeuer beyde seite; wir bekamen aber jetzt Branntwein genug, um uns benebelt zu machen. Die Franzosen sprechen schon mit uns: O Bathuwa (Badener) vor uns Morgen früh in Dasig Kaffee tränk. Ich sagte : ja wer hinein kommt dem kanns möglich sein; so war Freud und Furcht untereinander. Des andern Tag Morgens wird befohlen, daß ein jeder sein Sach so viel wie möglich butzen soll, der eine butzt, der andere flickt, der dritte wascht, denn es gab schon einige schöne Mai Tage. Kurz es war alles lauter Freude, ich dachte jetzt bey diesem Geschäft auch wieder nach Haus zu kommen, besonders ich, aber bey dieser Freude, dachte auch jetzt wieder an die väterliche Haushaltung zurück, weil ich wußte das mein Vater ein lüderlicher Mann war, deswegen er mich auch viel von meiner Freude nahm. So verweilen wir uns hier mit dem butzen zwei Tag. Dann marschieren wir den 28 ten Mai 1807 Morgens mit Freuden-Mussik in Danzig ein. Man kann sich denken was das für ein Freuden-Marsch war, daß wir jetzt wieder unter Obdach kamen, und man sich einmal wieder ausziehen kann, dann wir kamen schon ein halbes Jahr nicht mehr aus Muntur. Als wir hinein kamen, so bekam ich ein Bilett von 5 Mann, mir kamen zu einem Wirth der Bier und Branntwein ausschenkt; ach wie wohl wars uns, wir wußten gar nicht wie es uns nur war. Das erste Verlangen von uns war, daß die Wirthin unser Hemdten waschen möchte, sie weigerte sich aber kurz als wir sie hingaben, und sagte sie wäre das nicht schuldig. Wir machten ihr deswegen keine Grobheiten, wir giengen zum Unteroffenzier Broks und sagtens wie die Sach verhalte, ob sie es schuldig ist oder nicht; er nahm gleich seinen Stock ging mit uns, nun fragt unser Unteroffenzier die Wirthin, warum sie den Soldaten nicht waschen wollte? Sie sagte mürrisch sie wäre das nicht schuldig. Was nicht schuldig ? sprach Broks und haut sie so herum bis sie sagte, daß sie waschen will. Nun sagt Unteroffenzier als er fort ging, wie die Wasch heute nicht gewaschen wird, so sollen wir nur wieder zu ihm kommen. Als er fort war, so sprach die Wirthin weinend, wer kann dann so Hemdten waschen die so aussehen; wir sagten aber freundlich zu ihr, liebe Wirthin ! glaubt sie dann daß dies unser Blässier war, daß wir 3 Monat vor Danzig im Lager standen Hunger und Kälte aushalten mußten ? Sie sagte wieder mürrisch sie könnte auch nichts dazu, sie hatte auch viel Schrecken und Angst wegen uns ausgestanden; und nahm die Hemdter und ließ sie dann waschen. Drey Tage liegen wir in diesem Quatier, dann wurden wir umquatiert und kam mit 4 Mann in die Hunde-Gasse zu einem Kaufmann, der hatte aber schon ein gedruckter Schein um zu beweisen können, was er dem Soldat für Kost schuldig sey. Mir mußten uns also nach diesem behandlen lassen, die Quatieren in Danzig dauren für das erste mal nicht lang. Es ging in einigen Tagen wieder von Danzig nach Billau (Pillau) zu, ungefähr 30 Stund wo wir wieder 8 Tag lang bey einem anhaltenden Regenwetter in einem Dornen-Walt standen, da war wieder alle Hoffnung verloren, und glaubten in die vorige Lage zu kommen. Aber am 9 ten Tag wurde wieder rückwärts nach Danzig marschiert, wo wir unsern Marsch nach der Danziger Niederung nahmen; nun bekommen wir da wieder einige gute Quatier, ich nahm mir da gleich ein Hemdt mit. Nicht gestohlen sondern ich ließ wieder eins dafür da, ich wäre wohl etwas Zugeld schuldig gewesen sein, aber ich habe keins, so habe ich auch nicht gefragt. Endlich kamen wir wieder in einige Tage nach Danzig zurück; unter dieser Zeit wurde schon Magazin-Häuser leer gemacht und Caserne davon eingerichtet, dachten wir als wir hin kamen, daß wird unser Lohn sein. Mir faßten jetzt unser Brod und Fleisch in den Magazinen, so bekam ein jeder Soldat 4 Groschen Belagerungsgeld, dagegen muß sich ein jeder ein paar Hosen und Gamaschen anschaffen, um daß wir doch wieder einem Soldat gleich sehen. So lagen wir ungefähr 6 Wochen und mußten unter dieser Zeit wieder bey der Weickselmünde (Weichselmünde) schanzen; und dann an Hagelsberg ranschieren was wir beym Einfeuern verdorben haben, es gefällt uns dieses Geschäft nicht gar gut. Endlich kam die Order nach Stettin zu marschieren, nun dachten wir jetzt ists recht, es ging doch wieder nach Haus zu. Von Danzig wird's ungefähr 100 Stund bis Stettin sein. Ich muß bekennen daß ich ein großer Fehler gemacht habe, daß ich nicht ein Taschen-Calender kaufte, um dieses alles aufzeichnen zu können, so könnte ich dir alles genauer angeben. Also auf diesem Marsch von Danzig bis Stettin weiß ich dir weiteres nicht anzugeben, als daß wir schlechte Quatier bekamen, denn es war an dem alles aufgezehrt wenn wir was verlangten, so waren die Bauren ärmer als wir. So kamen wir glücklich wieder nach Stettin, wurde auf die Ortschaften ungefähr 3 Stund von Stettin einquatiert zum Theil unser Compenie kam mit dem Soldaten freundlicher Offenzier Beiß wo ich schon früher von ihm geschrieben habe, auf das Ort Scholwin. Da bekamen wir noch gute Quatier, dann mir sehen schon wo noch etwas war. Der Offenzier hülfte so viel wie möglich um Hosen zu bekommen, wenn einer ein Leintuch oder ein Hemdt erwischt, und vor ihm zur Klag kam so machte er sich nichts daraus, und wies den Kläger in Gutem ab, er wußte wohl daß wir es benöthigt sind; und so liegen wir 14 Tag in gutem Quatier. Auf einmal bekamen wir die Order daß sich das Regiment bey Stettin versammelt. Jetzt bekamen wir die Stellung bey Stralsund zu stehen. Es wurde gleich aufgebrochen und bekamen starke Märsch. Die Quatieren waren darin nicht so übel, dann es bekam ein mancher auch wieder ein Leintuch, um Hosen machen zu lassen, so auch ein Hemdt. Ich bemerke hier es soll niemand einem Soldat verdenken, der so lang unter freiem Himmel kampieren mußte und dadurch ganz zerissen wurde, diese Bedürfniß zu nehmen. Ich muß sagen daß er sogar gezwungen ist dieses zu thun, wenn er ein Soldat machen will, mithin einer der dieses nicht thun kann und derjenige besser dasteht als derselbe, der dieses für Unrecht erkennt, so wird er bey den Offenzieren, eben bey seinen Kameraden veracht. Deßhalben verdenke ich es auch keinem der in dieser Lage steht dieses zu thun, und wenn es mir selbst bassieren sollte. Denn wenn er es darauf ankommen lassen will bis ihm ein Wirth oder Wirthin in guten etwa ein Hemdt oder Tuch zu Hosen geben will, so kommt er soweit daß er zuletzt keine Hosen und kein Hemdt mehr anzuziehen hat. - Weiters so kamen wir in einige Tag ungefähr 5 Viertel Stund von Stralsund bey der Erndzeit an einem Edelmanns Hof ins Lager, wo meistentheil die Weizen auf dem Felde lag. So heißt es Gewehr in permit; man kann sich denken, wie es gegangen sein mag, Zeit von einer1/2 Stund sah man auf dem ganzen Feld keine Weizen mehr, ein jeder Mensch glaubte zu kurz zu kommen, um Hütten bauen zu können, mir kampierten hier aber nur drei Tage, und machten uns aber nicht so viel daraus, sondern weil es ein schöner Zeit-Punkt war wo man schon auf dem Felde neue Katoffel bekommen kann. Jetzt ruckten wir vor Stralsund hin, es war uns da nichts neues, denn wir waren das Schanzen schon ausgelernt, es war die Geschicht als wie bey Danzig; glücklicher weiß kam ich die erste Nacht mit der halben Companie auf die Schanz vor Stralsund. Die Schweden in dieser Nacht machten in der Stadt bey unserem Geschäft eine schöne Mussik, daß wir neidig und verdrüßlich darüber wurden, denn sie thaten es uns zum Aergernuß (Ärgernis) , wir sagten aber unter uns, wir wollen es euch schon vertreiben. Wir arbeiten wieder zu fleißig um bald Batterien zu verfertigen, ich muß sagen, daß die Schweden nicht so schlimm waren, als sie uns beschrieben waren, denn sie machten nicht so viel Ausfällen als die Preusen, bey der Wacht waren sie meistens Theil ruhig und so konnten wir auch ruhiger arbeiten. Als es aber Tag ward so vertrieben sie mit 24 und 48 Pfünder die Zeit auf uns zu feuern so auch mit Bommen. Einmal wurde ich wieder Morgens vor Tag auf die Schanz kommandiert. Ich muß sagen es war uns dieses Geschäft eine alte Geschicht mir schlugen es nicht mehr hoch an sondern weil es eine schöne Zeit war dieses zu thun. Als wir einstweilen in der Schanz waren, so wurde es Tag, ganz nahe standen wir vor ihr Balleseite, und wünschten uns gleich mit 24 und 48 Pfünder den guten Morgen. Da dachte ich ihr könnts doch gut. Ich will hier eine Geschichte erzählen wie es einem Schnapsbruder gegangen ist, nemlich: Als wir einige Stunde arbeiten, so hat sich ein Schnapskamerad mit Branntwein betrunken, daß er nicht mehr arbeiten konnte, so schlich er sich deshalben unbemerkt von uns weg, und legt sich den Schweden außer unser Schanz zur Scheibe dar; die Schweden feuerten so stark auf unsern Standpunkt daß wir nicht begreifen konnten, was sie damit vor haben. Ich lahnte mich ein wenig gegen den Rampbe, um zu ruhen; So kam ein 48 Pfünder und schlug hinter mir in denselben , daß ich einen starken Stoß erhalten habe; ich dachte deswegen daß die Kugel weit durch gefahren sein mußte. Ich nahm Hacke und viesitirde nach, am dritten Hiebe habe ich sie schon heraus gewälzt, zum Glück wars daß sie nicht weiter Trieb gehabt habe, sonst werde ich nicht mehr von der Schanz ins Lager gegangen seyn, so konnten wir dennoch nicht begreifen, warum dieses geschieht, auf einmal kam ein Franzos geeilt, und sagt: daß ein Kamerad außen liegen thät, vermuthlich war er eingeschlafen, nur mit der Geschwindigkeit konnten wir ihn herein schleppen. Was wars ! sein rechter Arm war am Leibe abgeschossen und mußte sein Leben durch den Branntenwein-Rausch bey Stralsund lassen. So möchte ich jeden warnen der auch in diesem Stand ist seine Vernunft zu erhalten sucht, daß er weiß was er zu thun hat, ein mancher Mensch glaubt und spricht wenn sich der Soldat zu Haus wild aufführt, daß muß ein tüchtiger Soldat im Feld sein. Nein ! ich habe die Erfahrung gemacht daß es nicht wahr ist, sondern gewöhnlich die furchtsamsten an sonst thäten sie sich nicht voll saufen. Endlich wurde bey unser 3 wöchentlicher Arbeit, die Batterien fertig, um das Geschütz aufführen zu können, wo aber ein mancher sein Leben dadurch gelassen hat. Als schon einige aufgeführt waren, um bald ein Bombatieren zu können; so wurde ich Abends auf das Biket kommandiert, ich erhalte Nachts von 11 bis 12 Uhr meinen Vorposten, nicht weit an der Wahl-Bruk. Als ich eine weile hier stehe, so entstand ein starkes Gefahr in der Stadt, daß ich geglaubt habe, sie werden mit Kanonen einen Ausfall machen, wie oben gesagt da könnte man keinen Betrunkenen brauchen. Ich spannte aber schon meinen Hahnen. Der Scherschand (Sergeant) Hatzler wurde gleich von Offenzier des Bikets zur Batterol geschickt, um zu sagen daß ich gut aufmerksam sey, um gleich Feuer zu geben. Hier stehe ich aber als ein junger nicht ganz 18 Jahr alter Soldat mit vollem Muth und Verstand so gut als ein alter der schon viele Jahren mit gemacht hat, so dauerte es bey nahe 3 Viertel Stund, es wollte sich aber nichts merken lassen. Ich wurde abgelöst und so ging die Nacht ruhig vorüber, wir konnten uns aber nicht vorstellen was das für eine Bedeutung haben mag, und waren begierig wie es am Tag ausfallen wird. Als es Tag ward, was wars ? man sah keine Schweden mehr auf den Ramben herum spazieren. Million Sakrament was daß ! Mir konnten ganz frei herum gehen und wollt sich keiner sehen lassen; mir wurden es aber bald gewahr, daß sie sich die Nacht über das Wasser auf die Insel Rügen geflüchtet haben, wir waren dadurch froh und glaubten daß die Lage wieder eine andere Wendung haben muß; wir marschieren also ins Lager. So war dann alles froh und glaubten heute noch in Stralsund zu marschieren, es hat sich aber richtig anderst gewendet, mir mußten sogleich des anderen Tag abmarschieren; nur die Franzosen marschieren ein, so kann ich auch weiteres nicht viel von Stralsund beschreiben, als eine schöne Gegend da ist und daß der Mangel nicht von weiterm so groß war, als wie bey Danzig, wenn es auch schon ziemlich Leuten gekostet hat, so schlugen wir die Belagerung nicht so hoch an, ich muß sagen daß ich bey Stralsund lieber noch 3 Monat gestanden wäre, als bey Danzig nur noch 14 Tag. Also wie gesagt des andern Tag wurde abmarschiert und der Marsch ging wieder nach Stettin zu, und weil es dahin bassierliche Quatier gegeben hat, so konnte sich ein jeder wieder bischen vorsehen etwa wieder was zu erwischen, dann man kann nicht wissen wie es aufs weitere ausfallen wird. Einmal kam ich mit einem Kamerad von Ladeberg (Ladenburg) Namens Koch, in ein nicht ärmliches Quatier, wo alles gut aussah. Die Wirthin war eine Wittfrau. Als wir Abends wegen der Hitze des Tags um 4 Uhr zur Unzeit marschieren mußte, da die übrigen Leute im Haus ihrem Feld-Geschäfte nach gingen, so war es freilich für uns ein günstige Zeit. Als die Zeit nahe war zum Abmarsch so sagten wir der Wirthin, sie möchte jetzt das Essen zum Abmarsch fertig machen. Sie machte auch gleich in der Küche Anstalt dieses zu thun. Als die Frau in der Küche war, so sagt mein Kamerad, Streib, ich glaube das ist eine vermögliche Frau, wie meinst du ich thät ein paar Hosen brauchen: ich sagte aber es ist nicht recht daß wir hier etwas veruntreuen, dann die Wirthin that uns alles was wir verlangen, so glaube ich daß es nicht recht sey was nicht recht, was nicht recht ? die kann auch weile auf ein blättliches Leintuch schlafen, geh nur hinaus in die Küch und redt mit ihr, daß sie nicht in die Stube herein kommt, und laßt das Schäpssen Fleisch braten. Was wollte ich machen wann ich es nicht gethan hätte, so wäre ich ein Bauren Soldat gescholten worden. Ich ging also hinaus und redete mit der Wirthin, ich muß sagen falsch, daß sie das Essen ordentlich fertig machen, und redete noch allerhand mit ihr, um sie aufzuhalten, daß sie nicht in die Stube kam. Mein Koch aber trennte unter dieser Zeit in der Kammer zwei Blätter von Leintuch ab den dritten Theil ließ er aber vorne an der Bettlade herunter hangen, und dekte das Oberbett wieder darauf hin , daß man nichts verleztes am Bett sah. Und bis das Essen fertig war, so war schon alles gut eingepackt. Die Wirthin dekte den Tisch und trug das Essen auf, ging in die Kammer ein und aus, sie sah aber nicht das geringste verlezt zu seyn. Unterdessen schlugs General Marsch, sie wünschte uns Glück auf den Weg. Hier muß ich sagen, daß dieses nicht recht war, ich warne auch ein jeden deßwegen, wenn der im Angesicht noch so gut schien, so soll man ihm nicht trauen. Ferner kam ich wieder auf diesem Marsch mit 4 Mann in einem Marktflecken zu einer Wittfrau ins Quatier, als wir zu ihr kamen, so schien es nicht bös zu sein aber es war nicht so wie wir glaubten. Denn alles was wir verlangten mußte herausgepreßt werden, sie war immer mürrisch gegen uns, wir verlangen deswegen nicht mehr als was einem Soldat gehört. Abends um 3 Uhr wurde es wieder marschiert und weil wir die ganze Nacht marschieren mußten; so verlangen wir von der Wirthin etwas Käs oder Butter. Die liebe Wirthin sagt, sie hätte kein Butter und kein Käs, mithin wollte sie uns so abspeisen. Mir waren aber nicht so einfältig als sie vielleicht geglaubt hat, nein wir reden deshalb nicht gar fein mit ihr, aber sie läßt sie auch nicht abschrecken, und spricht : wenn wir nicht zufrieden sind, so ging sie zum General. Mir sagten : wenn wir Butter oder Käs haben auf den Marsch so sein wir zufrieden. Unser Wirthin ging aber unüberlegt in der Hitz zum General und verklagt uns, und sagt : daß sie schon viele Soldaten gehabt hat, aber so noch keine, daß sie so unzufrieden waren, sie mag uns geben was sie wollte, so wäre alles nicht recht. Unterdessen als sie fort war zum General, so waren wir allein im Haus, denn die übrigen Leute außerhalb im Feld an ihrem Geschäft. Ich dachte aber das ist eine böse Wirthin, ich sagte deshalben zu einem Kamerad daß er sich an die Hausthür stellen sollte, und ich will die Stege hinauf gehen, um zu sehen ob nichts zu kriegen sey und sagte: wenn du sie zurück kommen siehst mir Gleich einen Pfiff zu thun. Als ich die Stege auf kam so war die obere Stuben nicht geschlossen, froh war ich schon, als ich aufgemacht habe so stand eine Kiste da, die eben auch nicht geschlossen war, als ich sie aufmachte, nur einen Blick konnte ich hinein thun, so pfiffs schon, ich mußte also geschwind heraus und die Wirthin kam schon zur Hausthür herein, und sah mich hinter den Schornstein springen, denn ich will derjenige nicht sein; als ich auf den Boden sah so stand eine Schüssel voll Butter da, das erste aber war als sie die Stege hinauf sprang, vermuthlich wird's ihr eingefallen sein, daß sie nichts verschlossen hat. Sie ging zuerst in die Stube und sieht nach, ob nichts verlezt war, als sie heraus kam so ging sie hinter den Schornstein und will nach dem Butter sehen. Ach wie erschrak sie als ich da stehe und habe den Butter in der Hand. Herr Gott Sakrament sagte ich, was sagt sie, sie hät kein Butter ! Ganz erschrocken ging sie die Stege hinunter und ich ging mit dem Butter hinten nach. Ich trug den Butter in die Stube wo die Kameraden waren: man kann sich denken daß die Wirthin kein Nuzen dabey gehabt hatte, dann es wurde hinlänglich Butter mit genommen, die Wirthin ließ sich nicht mehr sehen. Über dieses als wir uns Marsch fertig machten, so kam die Ordenanz vom General, und ließ dadurch sagen wofern wir nicht zufrieden sein, so werden wir durch Mannschaft abgeholt als Arrestande nachtransportiert. Wir sagten aber der Ordenanz was wir für eine Wirthin haben und möchts dem Herrn General melten, daß es nicht so wäre als wie wir verklagt worden sein. Nun wars vorbey der Dambur schlug General-Marsch und mußten fort. Ich glaube daher daß es eine von denen ist, die dem Soldat nichts gönnt und deshalben ihr auch nicht zu viel geschehen ist. Nun kamen wir wieder 4 oder 5 Stund von Stettin in Beliz ins Quatier und lagen in der Gegend bis Herbst. Endlich wurde durch ein französischer General Rewie (Revue) bassirt. Als die Rewie vorbey war so sprach man von Portugall. Ach dacht ich durch das Soldaten-Leben kommst du in der ganzen Welt herum. In einigen Tagen wurde es richtig abmarschiert und ging aber doch nach Berlin. Weiteres ist noch zu schreiben bis wir Gelegenheit haben es zu thun. Besonders der Östreicher Feldzug wo große Bedallien ( Schlachten )entstanden.

Soweit der Bericht von Andreas Streib, welcher im Winter 1832 geschrieben wurde. Ob dieser Bericht nun fortgesetzt wurde, ist leider unbekannt, denn weitere Niederschriften sind außer der nachfolgenden Verabschiedung vom Militärdienst keine vorhanden.

Abschied.
Vorzeiger dieses Andreas Streib von Aglasterhausen Amt Schwarzach Neckar Kreis gebürtig, zwey und zwanzig Jahr alt, fünf Schuh, sieben Zoll zwey Strich groß, Reformierter Religion, ohne Profession, ledigen Standes, hat als Gemeiner beim Großherzoglichen Badischen zweyten Linien Infantrie Regiment /: Erbgroßherzog :/ und zwar bey der zweyten Grenadier Compagnie fünf Jahr und Sieben und zwanzig Tag gedint, und wird demselben laut höchster Ordre vom drey und zwanzigsten May Eintausend achthundert und Eilf sub Nro 2336 gegen Einstellung des ausgedinten Janitscharen Rind, nebst Zeugniß seines Wohlverhaltens den Abschied hiermit ertheilt. Garnison Mannheim den Acht und zwanzigsten May des Eintausend achthundert und Eilften Jahrs S. Königliche Hoheit des Großherzogs zu Baden General Major der Infantrie und des Regiments Erbgroßherzog Comandeur

von Vincenti


Aglasterhausen, der ältere Kirchturm mit der 1806 angebauten katholischen und der 1807 erbauten evangelischen Kirche


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