Millenniumsteinsatz
beim Dreiländereck
(Flur Buchscherre)
>
Daisbach - Neidenstein - Waibstadt <
am 28. 05. 2000
Seyed gegrüßt
liebe Heimatfreunde,
aus dem
Schwarzbachtal, dem Daisbachtal,
und aus
den benachbarten
Gemeinden !
Sie
alle werden heute Zeugen
einer historischen, vom Vermessungsamt vorbereiteten und amtlich
begleiteten, Grenzstein - Fundierung
sein.
Der Souverän der heutigen Veranstaltung
ist der Heimat und Kulturverein Neidenstein dem auch Helfer aus dem Obst und
Gartenbauverein zur Seite stehen werden. Steinmetz Wolfgang Schmidt aus
Neidenstein erstellte den Stein mit den drei Gemeindewappen, Töpfermeister
Peter Höttinger aus Waibstadt fertigte die geheimen Zeugen. und Reinhold
Eggensperger die Zeitkapsel.
Für
den amtlichen Part der Steinsetzung
zeichnet das staatlicheVermessungsamt Heidelberg verantwortlich.
Das
Prozedere der Einmessung und Steinsetzung wurde
und wird
von der technischen
Vermessungsstelle Sinsheim durchgeführt,
betreut vom ihrem Sachgebietsleiter
für den Bezirk GVV Waibstadt,
Herrn Vermessungsamtmann,
Diplom-Ingenieur Ralf Abele,
mit seinen
erfahrenen Vermessungsgehilfen,
Ludwig Kreß aus Neidenstein,
Klaus Glasbrenner aus Daisbach
und Gerhard Dengel aus Epfenbach.
Das
nostalgische Prozedere der Steinsetzung liegt in den Händen des
Feldrichters vom Daisbachtal
- Reinhard Stichling - und den hier vor Ort vereidigten örtlichen Feldgeschworenen, Geometern und
Steinsetzern.
In > memoriam < erleben
sie heute den Steinsatz
eines Dreimärkers genau
so originell, wie es vor 250 Jahren
noch Sitte und Brauch war.
Die Vereidigung der
Feldgeschworenen und die Verzeugung des Steines geschieht
nach althergebrachtem Weistum und Ritual.
Durch
die Beilegung einer Zeitkapsel in das Fundament,
mit
der Teilnehmerliste und vielen anderen Zeit - Dokumenten wird dieser Dreimärker
- Stein zum Zeitzeugen und Millennium
- Gedenkstein des
Schwarzbach - und Daisbachtales.
Eine
Stafette gebildet von Kindern wird
die >time capsule< vom
Festzelt bis in das vorgesehene Fundament händeln, wo sie dann sachkundig von
Reinhold
Eggensperger aus Hilsbach, luftdicht versiegelt und eingemauert wird.
Grenzen
gibt es seit Menschengedenken.
Urkunden
aus dem Mittelalter
beschreiben Grenzverläufe entlang natürlicher Bodenmerkmale wie Bächen, alten
Straßen und Hohlwegen, auf Höhenzügen oder durch Täler und Klingen.
Im
späten Mittelalter
als der Grund und Boden in immer mehr und kleinere
Parzellen
eingeteilt werden mußte, wurden andere Grenzmale erforderlich.
Man
erfand die Lagesteine und die Lach- oder Lochbäume,
welche durch die Lache, dem eingeschnittenen Andreaskreuz, drei Fuß, (ca. 90
cm) über dem Boden, den Grenzverlauf anzeigten.
An die Stelle der Lochbäume
traten Mitte des 18. bzw. Anfang des 19.
Jahrhunderts die Steinernen Grenzzeichen, so wie
wir sie heute noch vorfinden.
Sie
werden heute als Boden - Kleindenkmale bezeichnet,
mit den Kriterien: >
feststehend, freistehend und mit geringen Körpermaßen <. Sie
geben uns Zeugnis von Rechtsgebräuchen, dem Glauben und der Lebensweise unserer
Vorfahren.
Es
liegt an uns allen, diese selten gewordenen Kulturdenkmale zu schützen und zu
bewahren, damit sich auch noch nachfolgende Generationen an ihnen erfreuen können.
Das
Prozedere des Steinesetzens:
Man
kann nicht vom Steinsetzen reden,
ohne
auf die besondere Funktion der Geometer,
Steinsetzer, Feldrichter und Feldgeschworenen
einzugehen.
Die
Feldgeschworenen hatten die Gemarkungsgrenzen und die Eigentumsgrenzen "
heilig zu halten ".
Ihrer
wichtigen Aufgabe waren sie
sich wohl bewußt.
Sie
erschienen - wenn sie im Amt waren
- in der alten Sonntagstracht oder in langen Kirchenröcken mit Zylinder und
Stock. Mindestens aber kamen sie sonntäglich oder halbsonntäglich angezogen.
Beim
eigentlichen Steinsetzen,
das heißt, wenn vom Geometer die Stelle bestimmt war, das Loch ausgehoben und
der Stein nun eingesetzt werden sollte, mußten sich Geometer und alle anderen
Anwesenden abwenden.
Was
jetzt geschah, lag unter tiefem Geheimnis.
Die Feldgeschworenen umstanden das Loch, bückten sich und überdeckten das, was
sie nun taten, für alle Blicke unsichtbar, mit ihren großen weiten Mänteln.
Manchmal warfen sie über ihre Köpfe sogar noch eine Kuhdecke.
Sie
legten dem Grenzstein etwas unter,
das kein Uneingeweihter sehen durfte. Auf dieses mit einer handbreit Erde überdecktem
Gelege stellten dann die Steinsetzer den Grenzstein, richteten ihn nach dem
Grenzverlauf aus und warfen die Erde bei.
Damit
war dann ein " fundierter Stein
" gesetzt.
Mit
der um 1851 abgeschlossenen Neuvermessung
des Großherzogtums
Baden
bedurfte es der Zeugen zur Steinsicherung nicht mehr.
Die
durchgeführte " Driangulierung
"
überzog das Land mit einem Dreiecksnetz,
das zu absolut zuverlässigen Messungen führte.
Ab
dem Jahre 1899 verloren die Zeugen Ihre
Beweiskraft.
Dennoch blieb es an vielen Orten noch bei dem alten Brauch.
Aus diesem Grund durften wir heute und hier das Untergänger-Geheimnis mit seinen unterirdischen Zeugen
bei einem öffentlichen "Untergang" allen Augen offenbaren.
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