125 Jahre MGV Sängerbund 1881 Daisbach

Ansprache des Festpräsidenten beim Festbankett am Samstag, 1.April 2006 anlässlich dem 125- jährigen Jubiläum des MGV 1881 Daisbach
(Carl Freiherr Göler von Ravensburg)

Sehr geehrter Herr Bürgermeister
Sehr verehrte Damen
Sehr geehrte Herren
liebe Festgemeinde
Wir haben uns heute hier in diesem feierlichen Rahmen zusammengefunden, um das 125 jährige Bestehen des Männergesangvereins Sängerbund 1881 Daisbach zu feiern.
Zu diesem Jubiläum gratuliere ich dem Sängerbund von ganzem Herzen.

125 Jahre in einer Zeit, in der es in Deutschland, in Europa und in der Welt zuging wie in einem Hexenkessel, der unter Hochdruck steht.
Umso bemerkenswerter ist ein solches Jubiläum und ein Anlaß für eine große Feier !
Was hat der Gesangverein nicht alles überdauert:
Das Kaiserreich

die 1. Republik
eine furchtbare Diktatur
2 Weltkriege

die Zerschlagung Deutschlands in seinen alten Grenzen

Not und Elend der Nachkriegswirren

die Wirtschaftswunderzeit
sowie die fast grenzenlose neue Zeit mit all ihren technischen, elektronischen und menschlichen Errungenschaften

In diesen Zeitläufen wurden in Deutschland und in unserer badischen Heimat viele Vereine, Clubs, Organisationen und Parteien mit großem Eifer gegründet und geführt und verschwanden wieder von der Bildfläche. Nicht so der Sängerbund Daisbach.

Wie müssen wir uns die Gründung des Männergesangvereins Sängerbund Daisbach nun eigentlich vorstellen ? Das 19. Jahrhundert mit dem Gründungsjahr 1881 war eine Zeit des geistigen Aufbruchs und großen technischen Fortschritts. Die Zeitläufe bewegten sich nicht mehr in Abschnitten von hunderten von Jahren, sondern nahmen an Geschwindigkeit und Dynamik ständig zu.

Um 1881 wurden Eisnbahnschienen im Land verlegt und machten so die Menschen mobil. Entfernungen schrumpften.
Der Telegraf hielt seinen Einzug sowie die Elektrifizierung. Carl Benz in Mannheim baute den ersten Motorwagen und seine Frau, Berta Benz die erste Autofahrerin der Welt, fuhr damit von Mannheim nach Pforzheim. Das Zeitalter des Autos war geboren.

Deutschland hatte gerade einmal 10 Jahre vorher einen Krieg gegen den sogenannten Erbfeind Frankreich gewonnen und sich Elsaß und Lothringen einverleibt;
und gerade um die Zeit der Vereinsgründungen wurden die ersten Kolonien auf dem schwarzen Kontinent gegründet.

Fast täglich gab es neue bahnbrechende Erfindungen, wurden architektonische Meisterleistungen vollbracht und der Wissenschaft gelangen umwälzende Forschungen. Man kann sagen, Deutschland befand sich in einer Blütezeit und Aufbruchsstimmung.

Gleichzeitig wuchs aber auch eine romantische Sehnsucht nach heiler Welt, Harmonie und Tradition. Aus dieser Stimmung heraus wurden auch viele Gesangvereine gegründet, vermutlich auch der Männergesangverein Daisbach.

Zu dieser Zeit fanden sich in Daisbach Männer zusammen, die sich zur Aufgabe machten, einen Gesangverein zu gründen, in Heimatliebe das deutsche Liedgut zu pflegen und die Geselligkeit und das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken.

Man kann sich sehr genau vorstellen, dass das Vereinsmotto " sind wir von der Arbeit müde, ist noch Kraft zu einem Liede" damals einen noch ganz anderen wortwörtlicheren Sinn hatte als heute; denn Daisbach bestand zu dieser Zeit aus Bauern, Handwerkern und Arbeitern, für die eine 40 Stunden-Woche nicht existierte, sondern es wurde schwer körperlich gearbeitet solange es möglich war.
Umso höher ist es anzurechnen, dass sich diese Männer gemäß dem Vereinsmotto zu regelmäßigen Proben zusammenfanden und so den Grundstein zu einer Tradition legten, die mit großem Erfolg 125 Jahre andauerte.
Auch eine Vereinsfahne wurde angeschafft, die damals die unglaubliche Summe von 450 Mark kostete - ein Betrag, der einen guten Jahreslohn weit überstieg - ein Betrag, der den Sängerbund mit Sicherheit an die Grenzen seiner Belastbarkeit führte.
Aber getragen von Stolz und Begeisterung konnten alle sicherlich großen Schwierigkeiten der ersten Jahre durchstanden werden.
Der Männergesangverein wuchs und wurde fester Bestandteil und prägender Kulturträger des Dorfes Daisbach.
Auch die schlimmen Zeiten des ersten und zweiten Weltkrieges konnten überstanden werde.
Doch die neue Zeit war unaufhaltsam. Erfreute man sich in den fünfziger Jahren noch an der Gemeinsamkeit, der Geselligkeit und dem Chorgesang, so eröffneten sich zunehmend und fortschreitend neue Möglichkeiten der Zerstreuung und der Unterhaltung. Mit zunehmendem Wohlstand hielten das Fernsehen und das Auto Einzug in Daisbach.
Man begann, seine Vergnügungen auch außerhalb der Dorfgrenzen zu suchen; die Reisewelle brach an und wurde immer stärker. Man blieb abends zu Hause, denn für Unterhaltung und Verpflegung war gesorgt.
Trotz dieser gesellschaftlichen Umstellung gelang es dem Männergesangverein Daisbach sich auch zu dieser Zeit zu behaupten und die Vereinstradition im Sinne der Gründerväter weiterzuführen.
Sowie auch die Gasthäuser in Daisbach weniger wurden, wurde und wir es immer schwieriger, die Bürger zu gemeinsamen Geselligkeiten in und außerhalb der Vereine zu interessieren. Es ist Tatsache, dass zu Zeiten, als Daisbach noch 500 Einwohner hatte, bei Festen mehr Teilnehmer waren als heute.
Diese Entwicklung macht auch vor dem Männergesangverein nicht Halt. Sie stellt ein gesamtgesellschaftliches Problem dar, das nicht wegzudiskutieren ist, dem wir uns aber stellen müssen.
Hier bin ich voll guter Hoffnung. Es ist dem Männergesangverein gelungen, mit alten Traditionen zu brechen und mit der Zeit zu gehen. Man öffnete sich für Sängerinnen und dieser Schritt tut dem Sägerbund offensichtlich sehr gut, so wie eine frische Brise.
Der Sängerbund besteht weiter, darin bin ich mir sicher. Er hat lange, aufregende und schwere Zeiten gut überlebt durch Tradition, Zusammenhalt, Gradlinigkeit und Begeisterung für den Gesang. Dies sind Grundpfeiler, auf denen sich sicher weiterbauen läßt.
Es muß gelingen, die Bevölkerung Daisbachs davon zu überzeugen, daß unsere Vereine - und hier am heutigen Tage im Besonderen der Männergesangverein Sängerbund 1881 Daisbach - lebensnotwendig für eine funktionierende Dorfgemeinschaft sind.
Es ist Tatsache, dass aktive Vereinsarbeit eine lebendige vom Zusammengehörigkeitsgefühl getragene Dorfgemeinschaft zur Folge hat. Ein vitaler Gesangverein ist deshalb für die Erhaltung der Werte in unserer Gemeinschaft unverzichtbar.
Es muß weiterhin unter allen Umständen gelingen, Vereinsmitglieder zu werben und so den Fortbestand des ältesten Traditions - und Kulturträgers Daisbachs zu gewährleisten.
Hier sei auch an die Neubürger appelliert ! Nicht nur billige Bauplätze, Ruhe, eine schöne Aussicht und ein sicherer Kinderspiel- und Schulplatz auf dem Land dürfen der Grund zum Zuzug in eine Dorfgemeinschaft sein, sondern auch das Lebensgefühl, das sich durch den Willen und die Bereitschaft zur aktiven Teilnahme am Orts- und Vereinsgeschehen einstellt, und so das Dorfleben lebens- und liebenswert macht.
Es sind aber auch die Altbürger aufgerufen, eine solch lebens- und liebenswerte Dorfgemeinschaft den Neubürgern vorzuleben und diese nicht durch egoistischen kleinlichen Zwist und Streitereien abzuschrecken.
Sollte all dies gelingen, ist es mir um den Männergesangverein Sängerbund 1881 Daisbach nicht bange und ich bin mir sicher, daß er alle Krisen wie seit 125 Jahren überwindet und weiter wächst und erstarkt.
Allen Mitgliedern, Sängern, Vorständen und Dirigenten der letzten 125 Jahre sei an dieser Stelle für ihren unermüdlichen Einsatz um die Bereicherung des Dorflebens und die Pflege des Liedgutes herzlich gedankt.
Diese Erfolge müssen aber auch Verpflichtung und Ansporn für die nächsten Sängergenerationen sein, nicht in den Anstrengungen nachzulassen, sodaß man in Daisbach auch weiterhin voll Freude hören kann :
" Dir, o Heimat, soll erklingen
alle Tage unser Singen,
unser Lied stets wahr und rein ! "


Frauenchor


Männerchor


Kinder- und Jugendchor Daisbach




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