Michael Busch darf aus der Kurpfalz ziehen



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Waibstadt-Daisbach.  Anno 2009

Am 28. August 1733 / 2009, heute vor 276 Jahren, legte das Segelschiff „Hope“, zu Deutsch „Hoffnung“ im Hafen von Philadelphia in der Neuen Welt an.

Unter den Passagieren, durchweg Auswanderer aus der Kurpfalz, befand sich auch Bürgermeister Hans Michael Busch (36) aus Daisbach mit seiner Familie –  Ehegattin Eva (36) , den Kindern Georg Adam (13), Johann Ludwig (11), Maria Margaretha (9) und Johannes (7)  so steht es in der Schiffsliste die auch im „Pennsylvania German Pioneers“ abgedruckt ist.

Warum wanderte ausgerechnet der Bürgermeister einer Gemeinde aus, warum ist er in der Daisbacher Ortsgeschichte von 1910 nicht als Bürgermeister aufgeführt und was ist aus der Familie geworden?

Diese Fragen beschäftigten Heimatforscher anlässlich zweier aktueller Ereignisse:  Waibstadts scheidender Bürgermeister Hans Wolfgang Riedel überreichte dem ebenfalls aus dem Amt scheidenden Daisbacher Ortsvorsteher Manfred Schifferdecker eine großformatige Original Darlehensurkunde mit Gültbeschreibung aus dem Jahre 1730, die unter Anderem von Bürgermeister Michael Busch paraphiert war. Auch Carl Eberhard Ludwig Göler von Ravensburg- der damalige Vogt, Gerichts -und Dorfherr betätigte die Gült-Beschreibung damit, dass er sein freiherrliches angeborenes Insiegel der Urkund angehangen hat. 

Zur gleichen Zeit befanden sich Vicky und Gregory Woodward aus Florida / USA in Daisbach auf der Suche nach den Spuren ihrer Ahnen.

Heimatforscher Reinhard Stichling hatte schnell Georg Adam Busch, geboren in Daisbach am 25.07.1721 (+ 15.09.1820 in Harrison Charles, Virginia), den ältesten Sohn jenes Bürgermeisters Hans Michael Busch als direkten Vorfahr ermittelt.

1699 waren der 1697 geborene Hans Michael Busch mit drei Brüdern und Vater David Busch auf der Daisbacher Bürgerliste erschienen. Hergezogen kamen sie von Buch am Ahorn, heute eingemeindet in der Groß - Gemeinde Ahorn im Main-Tauber-Kreis in Baden Württemberg.
Etwa 1719 heiratete Hans Michael Busch Eva Plattner aus Waldangelloch, Tochter des Hans Jerg Plattner uxor Christina.

Offenbar war Michael Busch ein strebsamer junger Mann, der sich schon bald eine herausgehobene Position in der Gemeinde erarbeitet hatte.
1722, im Alter von erst 25 Jahren war er Mitunterzeichner der Stiftungsurkunde zur Gründung der neuen lutherischen Pfarrei Daisbach, unterschrieb um 1730 auch zahlreiche Gemeinderechnungsberichte und eben jene erwähnte Gültbeschreibungs- Urkunde des Closter Lobenfeld.

Michael Busch war Zeitzeuge als Carl Eberhardt Ludwig von Göler und seine Gattin Helvica Gölerin v. Ravensbg. geborene von Winkelmann  im Jahre 1730 den -Schlussstein mit Inschrift - über dem Eingang des Rohbaus des neuerbauten Schlosses einsetzen ließen.

Im Jahr 1730 war Michael Busch Bürgermeister des Dorfes und machte einschlägige  persönliche Erfahrungen als Ortsoberhaupt, mit der Not der Zeit, den ärmlichen Lebensverhältnissen der Bauern in den kleinen lutherischen Gemeinden des kurpfälzischen Lehenadels.

Machte Bekanntschaft mit der Selbstherrlichkeit  der unter sich zerstrittenen Ortsherrschaften sowie  deren Sulzfelder Vogtsgerichts-Dorfordnung nach welcher die Bürger schutzlos dem Zugriff der Obrigkeit aussetzt waren.
Diese Situation war für ihn sicherlich, langfristig gesehen, schädlich für eine Gemeinde, sie lähmte das Gemeinwesen und zeigte an wie in nächster Zukunft die Entwicklung des Dorfes verlaufen würde.

Warum er den Entschluss fasste, in Daisbach alles aufzugeben um nach Amerika, in die Neue Welt auszuwandern, ist nur zu vermuten.

Vielleicht  hat er die Werbe - Schrift gelesen, mit dem ausführlichen und umständlichen Bericht über die berühmte Landschaft -Carolina in dem Engelländischen Amerika, verfasst von dem 1708 ausgewanderten Eschelbronner Pfarrer Josua Harsch, der vor seinem Wegzug auch Daisbach und Mönchzell 12 Jahre lang kirchlich versorgt hatte. 

Am 26.12.1732 verstarb der 36 jährige Bauherr des neuen Schlosses,          Carl Eberhard Ludwig Göler von Rbg, an einer Grippe und Hans Michael Busch bekam vom Kurfürst die Erlaubnis: „darf aus der Kurpfalz ziehen“.
In der 1910 von Heinrich Steidel verfassten „Ortsgeschichte von Daisbach mit Ursenbacher Hof“ steht dazu nichts geschrieben, nicht einmal als Bürgermeister ist Hans Michael Busch aufgelistet.

Dies vielleicht deshalb, weil der Chronist nicht alle Quellen recherchiert und erschlossen hat..
„Das von Gölersche Archiv versagt fast vollständig“ klagt er im Vorwort
der Chronik.
Manches erfuhr er nur vom Hörensagen, auch ins Erste Kirchenbuch von
1722 - 1811schaute er nicht und die Urkunde von 1730 gab es nicht, weil sie sich damals im Archiv des Klosters Lobenfeld befand.

Den Titel „Bürgermeister“ wiederum führten vor 1832 allgemein zwei Personen in der Gemeinde, die in der Hauptsache das Rechnungswesen und die niedere Gerichtsbarkeit des Dorfes versahen. Ihre Amtszeit dauerte jeweils nur ein Jahr.

1. Den Bürgermeister der Gemeinde, den die Bürger wählten und der die Belange der Bürgerschaft als Höchstes Ziel im Auge haben sollte.

2. Den Bürgermeister „Anwalt des Gerichts“ oder Schultheiß genannte, wurde von der Ortsherrschaft ernannt , deren Interessen er vertrat und auch deren Rechnungswesen -  Zinsbuch - und niedere Gerichtsbarkeit des Dorfes versah.

Busch war Bürgermeister der Bürger, denn die anderen Mitunterzeichner obiger Gültbeschreibung – und Darlehens -Urkunde, unterzeichneten mit dem Zusatz „des Gerichts“.

Am 2. Mai 1733 jedenfalls verlies die Familie Daisbach und ging am
28. August in Philadelphia – Pennsylvania- an Land.

Michael Busch samt Familie ließ sich in Virginia – in South Branch  nieder, wo beide um 1770 verstorben sind .

Sie kamen in einer Zeitepoche in die neue Welt und konnten erleben wie ihre Kinder und Enkel mit Daniel Boone (Urbild des Lederstrumpf) nach dem Westen  ins Indianergebiet zogen und das Tor zu Amerika weit aufgestoßen haben.



Gespannt erwarten wir nun von Vicky und Gregory Woodward die versprochene Zusendung der Aufzeichnungen des  Michael Busch und seines Sohnes Georg Adam  aus der Zeit  der Pionierfamilien, den "German Pioneers".

Dezember 2009 Reinhard Stichling



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