Heimatverein nahm Daisbach unter die Lupe

Exkursion der Kraichgauer Heimatforscher mit vielen interessanten Aspekten - Bürgeraktion zur Schlossruine vorgestellt.

Waibstadt-Daisbach, den 22.03.2003 Im Rahmen seiner regelmäßigen Exkursionen besuchte der Heimatverein Kraichgau erstmals Daisbach.

Vorsitzender Bernd Röcker führte einleitend aus, dass sich der Verein schon lange eine Besichtigung des Dorfes vorgenommen hatte, jedoch den Abschluß des Sanierungsprojektes der Schlossruine abwarten wollte. Ortsvorsteher Manfred Schifferdecker freute sich, dass sich so viele heimatkundlich Interessierte auf dem Dorfplatz eingefunden hatten, und er stellte den Ort vor.

Beim anschließenden Rundgang übernahm Winfried Glasbrenner die Führung. Vorbei am ältesten Gasthaus des Dorfes, der "Sonne" ging's durch den Rosenhof in den Schlosspark. Hier erhielt die Gruppe einen umfassenden Überblick über die Baugeschichte der im Jahre 1366, anlässlich eines Mühlenverkaufs in Neidenstein, erstmals erwähnten Gebäudes.

Der 1730 nachgewiesene letzte Wideraufbau wurde wegen des plötzlichen Todes (26.12.1732) des Bauherrn Carl Eberhard Ludwig Göler von Ravensburg nicht vollendet, das Schloss erhielt nur ein Notdach.

Durch den urwüchsigen Schlosspark bewegte sich die Wanderschar vorbei am neuen Kindergarten, der 1962 neu erbauten Schule durch die ehemaligen Ziegelhüttengärten.

Das Zeichen des Zieglers (Kunz) ziehrt tatsächlich den Türsturz eines hier stehenden, im Jahre 1808 erbauten Wohnhauses, worauf ein kundiger Teilnehmer hinwies. Vorbei am neuen Hinterdorfbrunnen war die 1738 erbaute evangelische Kirche das nächste Ziel.

Nach dem Kurzvortrag über die Baugeschichte des Gotteshauses und seine Vorgängerbauten erregten besonders die kunstvoll gestalteten Altarfenster des Neckarsteinacher Künstler Feuerstein die Aufmerksamkeit.

Der Grabstein der 1502 verstobenen Ursula von Rammung geb. von Schilwatz, das 1907 erbaute evangelische Pfarrhaus sowie der gegenüber liegende ursprüngliche Einfirsthof des damaligen Schäfers Specht aus dem 19. Jahrhundert waren weitere Stationen.

Im Schützenhaus fand der informative Nachmittag seine Fortsetzung. Hier referierte Reinhard Stichling über seine Forschungen zur Daisbacher Gemarkungs- und deren Entstehungsgeschichte, dem Kirchenland (Closter Sinsheim und Closter Lobenfeld) sowie dem Königsland (Reichslehen) das für die von den späten Staufern eingesetzten Wormser Ministerialen, welche von Waibstadt (Burg Neidenstein) her als späte Ausbausiedlung zunächst eine Wasserburg, dann Höfe und das heutige Dorf Daisbach gründeten, welches im Jahre 1349 erstmals aktenkundig wurde.

Danach zeigte Winfried Glasbrenner Dias von der Bürgeraktion, die es im zehnjährigen Wirken und 145 Arbeitseinsätzen schaffte, die Schlossruine vor dem weiteren Verfall zu bewahren. Die während der Restaurationsarbeiten unter den Schuttbergen gefundenen Tonscherben und Gerätschaften wurden ebenfalls vorgestellt.

Wie froh waren die Daisbacher, dass sich unter den Exkursionsteilnehmern archäologisch und kunsthistorisch versierte Fachleute befanden, die einige der Fundstücke zu bestimmen und zu datieren wussten. Ein interessanter und erbaulicher Nachmittag ging damit zu Ende.

Reinhard Stichling



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