Auf den Spuren der Feldgeschworenen

Grenzwanderung erneut großer Erfolg - Von Hindernis- und anderen Grenzsteinen
26.Juli. 1998

Waibstadt-Daisbach (wg) Zur "außerordentlichen" Grenzumwanderung hatten die Freunde Daisbacher Geschichte am vergangenen Sonntag eingeladen, und diesmal sollte die Grenze zu Eschelbronn und Neidenstein erkundet werden. ,Frischauf, nun wollen wir den Grenzumgang beginnen und uns auf längst vergangene Zeiten zurückbesinnen", begrüßte Reinhard Stichling bei der Friedenslinde vor der katholischen Kirche die mehr als 60 Wanderer, von denen Dr. Theophil Schindler mit Sohn Eberhard aus Regensburg den längsten Anfahrtsweg hatten. Ober den Zuzenhäuser Weg den Wolfstraßen-Buckel hinunter erreichte die Wanderschar die Gemarkungsgrenze bei den Bolleäckem' am Eschelbronner Wald. Hier erklärte Reinhard Stichling die in den Stein eingemeißelten Zeichen und zeigte auch einen Hindemis-Stein": einen Setzstein, der im Acker "gehindert" hatte und herausgepflügt worden war. Beim nächsten Stopp demonstrierte Feldrichter Stichling, assistiert vom Feldgeschworenen Dieter Schmitt und unter wachsamen Augen des Stellvertretenden Eschelbronner Bürgermeisters Wilfried Wolf das Procedere des Steinsetzens. Und zwar so, wie im Frühjahr anno 1776, qemäß Überlieferung des verstorbenen Oberforstamtsrats Kurt Machhold: In das ausgehobene Loch wurden zwei Zeugen gelegt, von jeder Ortschaft einer, und nur die Feldgeschworenen wußten, um was es sich handelte. Bei der Demonstration 222 Jahre später durften natürlich alle zusehen, wie Maurice Gundt einen Hutsch für Daisbach und ein kleines Schreiner-Männchen mit Schaffschorz für Eschelbronn unterm Stein versteckte. Er und die anderen teilnehmenden Kinder waren auch eifrig dabei, alle an der Wanderstrecke stehenden Steine genau unter die Lupe zu nehmen. Reinhard Stichling hatte nämlich ein Quiz vorbereitet, in dem er einige der Schriftzeichen erfaßt und zu Papier gebracht hatte. Die Kinder mußten die Steine, die sie gefunden hatten, ankreuzen und erhielten dafür einige Silberlinge als Entlohnung. Mit Silberlingen belohnt wurden auch diejenigen Wandersleute, die die Prozedur des Pritschens und Stauchens über sich ergehen lassen mußten. Mit diesen früher schmerzhaften, heute eher scherzhaften Ritualen sollten sich vor allem die Kinder den genauen Verlauf der Grenze und die Standorte der Grenzsteine für ihr ganzes Leben einprägen. Der Wandertroß verließ nun den "Backmulde" genannten Gemarkungsteil, der an diesem sommerlichen Morgen seinem Namen alle Ehre machte, und strebte am Dreimärker Daisbach-Eschelbronn-Neidenstein vorbei durch den schattigen Steinbruchwald und den Stallbügel zum Neuen Berg. Hier, mit wunderschönem Panoramablick auf Daisbach, und anschließend auf dem Waldparkplatz Buchscherre servierte Barbara Göler von Ravensburg eine kühlende Erfrischung. Sie stand während der Wanderung mit ihrem Mann Carl in Funkkontakt, um bei eventuellen Notfällen mit dem Geländewagen einsatzbereit zu sein. So gestärkt konnte die letzte Etappe aufwärts durch den Wald Espig dann spielend geschafft werden. Auf dem Schulhof der Grundschule feierte der Tischtennisclub gerade sein Sommerfest mit bayerischen Schmankerln. Hier ließen sich die Grenzwanderer nach über dreistündiger Tour erschöpft nieder, um zünftig saftigen Haxen, warmen Weißwürsten und frischem Faßbier zuzusprechen. Voll des Lobes über die von Reinhard Stichling gut vorbereitete und geführte Wanderung freuten sich die Teilnehmer schon auf die im Jubiläumsjahr 1999 geplante letzte Etappe entlang der Grenze zu Waibstadt.


Begrüßung durch Reinhard Stichling an der katohlischen Kirche


Der Wandertroß verließ nun den genannten Gemarkungsteil Backmulde


Baron Carl Göler von Ravensburg, Clemens Stacke und Hugo Bauer beobachten die Prozedur des Pritschens


Herrn Auer wird ein Andenken gemacht


Herr Auer wird gepritscht


Maurice Gundt legt einen Hutsch für Daisbach und ein Schreinermännchen mit Schaffschortz für Eschelbronn unter den Stein




Die Kinder machen das Quiz des Feldrichters







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