"Sie erleben den Steinsatz eines Dreimärkers, genau so rustikal und originell, wie es vor
250 Jahren noch Sitte und Brauch war" - feierlich kündigte der Feldrichter alias Reinhard
Stichling den versammelten Heimatfreunden aus dem Elsenz- und Schwarzbachtal das Geschehen
an. Weit draußen im Feld, auf windiger Höh´ am südwestlichen Waldeck des Eschelbronner
Betteleichwaldes war viel Volk erschienen, um dem Prozedere einer Steinsetzung beizuwohnen.
Helmut Stickel, Vorsitzender der Abteilung Heimatpflege des Musik- und Heimatvereins Zuzenhausen
als Veranstalter und damit Souverän des Geschehens, begrüßte die Versammlung.
Der Feldrichter gab das Kommando zum Eröffnungssalut an die von ihm engagierte Leibgarde, die
"Böller Schützen Kraichgau des Johann Graf von Tilly´s wilder Haufen". Einer der Schützen mit
seiner Kanone nahm eine Anreise von 150 Kilometer auf sich. "Feuer frei" gab 1. Offizier Peter
Kesel den Befehl und die erste Salve Böllerschüsse aus den historischen Kanonen der zeitgemäß
gewandeten Truppe donnerte über die Fluren und kündete weithin hörbar von dem Geschehen.
Die vereinigten Männergesang-vereine aus Daisbach und Zuzenhausen ließen ihr Lied erklingen:
"Baden - Württemberg unser Heimatland". Der Feldrichter fuhr fort mit Angedenken und Weisungen,
die er bei solchem Anlass zu machen und zu geben verpflichtet ist. Zu Begrüßungsworten hob an
der Schultheiß von Zuzenhausen, Dieter Steinbrenner - es ist das erste, möge aber nicht das
letzte Fest der drei Gemeinden gewesen sein, so sein Wunsch. Ihm folgte sein Kollegio Florian
Baldauf aus Eschelbronn und Daisbachs Ortsvorsteher Manfred Schifferdecker.
Nach althergebrachtem Weistum und Ritual vollzog der Feldrichter das Prozedere der Steinsetzung.
So zuerst die Vereidigung der Feldgeschworenen. Einst hatten sie die Gemarkungs- und Eigentumsgrenzen
"heilig zu halten". Ihrer wichtigen Aufgabe bewusst erschienen sie in Sonntagstracht oder in langen
Kirchenröcken mit Zylinder und Frack. Heute zwar lockerer gekleidet, wiederholten sie doch feierlich
den Eid des Feldrichters, dass sie sich "in diesem anbefohlenen Feldrichteramt aller Ehrbarkeit
befleißen und zu gebührenden Zeiten das Feld besuchen und demselben mit untertänigem Fleiß nachkommen
wollen". Kinder demonstrierten nun für alle sichtbar das Untergängergeheimnis: durch Unterlegen von
tönernen "Zeugen", die Töpfermeister Peter Höttinger aus Waibstadt kunstvoll aus Ton geformt, gebrannt
und gestiftet hatte.
Den amtlichen Part der Steinsetzung verantwortete das Staatliche Vermessungsamt Heidelberg für den
Bezirk GVV Waibstadt, in personam Herrn Vermessungsamtmann Ralf Abele und seine erfahrenen Messgehilfen
Ludwig Kreß (Neidenstein), Peter Höttinger (Waibstadt) und Klaus Glasbrenner (Daisbach).
Unter großen Anstrengungen hoben die vier Steinsetzer den rund fünf Zentner schweren Dreimärker auf
sein Fundament, richteten ihn aus und warfen die Erde bei.
Alle Anwesenden, insgesamt 227 Namen, trugen sich in acht Teilnehmerlisten ein. Weitere Unterlagen
für die Zeitkapsel wurden zusammen getragen: eine aktuelle Ausgabe der RNZ, DM- und Euro-Münzen,
Visitenkarten, das Manuskript der Steinsetzung, Festschriften und Berichte zum 1225-jährigen Bestehen
der Gemeinde Zuzenhausen.
Sachkundig versiegelte Reinhold Eggensberger aus Hilsbach die von ihm hergestellten und bunt beschrifteten
Innen- und Außenkapseln.
Eine Stafette, gebildet von Kindern aus den drei Ortschaften händelte die recht schwer gewordene
Zeitkapsel nun zum Fundament, wo sie eingemauert wurde. Das Beiwerfen der Erde durch die Feldgeschworenen
beendete die historische Fundamentierung des Dreimärkers.
Steinmetzmeister Paul Schilling aus Eschelbronn hatte wahrlich ein Meisterstück gefertigt. Der Stein
trägt die jeweiligen Ortswappen mit aktueller und historischer Schreibweise sowie das Jahr ihrer ersten
urkundlichen Erwähnung. Von Süden: Dahspach 1349 Daisbach, von Westen: Zuzanheim 778 Zuzenhausen, von
Osten: Ascenbrunen 789 Eschelbronn und von Norden das Setzdatum 3.10.2003.
Die Kosten des Dreimärkers nebst Zubehör verteilen sich auf die Spender Abt. Heimatpflege des Musik-
und Heimatvereins, die Gemeinde Zuzenhausen, Paul Schilling, sowie die Firma KBS-Stichling, Daisbach.
Mit stauchen, pritschen und stoßen, dem "Andenken geben", der Pflege alter Sitten und Bräuche, fand
die Steinsetzung ihr offizielles Ende. Gäste und Akteure labten sich an Gulaschsuppe, Würstchen und
Schmalzbroten und ließen sich den Zuzenhäuser Gerstensaft trefflich munden. Die Musikanten des Musikvereins
Zuzenhausen spielten dazu ihre flotten Weisen.
Die Verantwortlichen dankten dem Angelsportverein Zuzenhausen für den Aufbau des Zeltes, in dem sich
alle sehr wohl gefühlt hatten.
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