> so war's un so isch's worre <




Seyd gegrüßt und willkommen in der Häuselgrundhalle.

Von hier aus werden wir heute den Fokus auf das Zeitgeschehen einer Dekade, rund um unseren Dreimärker richten.

> so war's un so isch's worre <

Eine Hommage an den Dreimärker der draußen am Eschelbronner Waldeck, von amtlichem Part des Vermessungsamtes Heidelberg, Vermessungsstelle Sinsheim begleitet, und am 3. Oktober 2003 nach alten Ritualen und Rechtsgebräuchen fundiert wurde.

Mit rustikalem Prozedere des Feldrichters, den Feldmessern, Steinsetzern, Untergängern und Feldgeschworenen, nach hochmittelalterlichem Landrecht, aus dem Sachsenspiegel, auch bekannt als " die Quedlinburger Handschrift", und aus Rechtvorschriften bäuerlicher Weistümer und Dorfordnungen.



Aktenkundig geworden ist unsere Region, in den letzten 15 Jahren, als

> Region der Boden-Kleindenkmale < durch gut ein Dutzend historische Grenzumwanderungen und über ein halbes Dutzend Grz-Steinfundierungen.



Die Dreimärker Steinbeschriftung hat historische Daten als Hintergrund.



778 Bieta aus Zuzanheim im Elsenzgau stiftet für ihr Seelenheil 2 Morgen dem Kloster Lorsch. (2 Morgen = 1 1/2 Tagwerk = 5.100 qm = 51 Ar)

In Memoriam: alt Zuzanheim - war Merowinger/Karolinger-Siedlung Zentrum Häuselgrund mit fränkischem Gräberfeld, bei Kreuzung Landstr./Horrbg.Str.3



789 Folkrich stiftet für das Seelenheil seiner Reginsuinde in Ascenbrunnen 14 Tagwerk = 476 Ar, (1 Tgw. = 3.409 qm), ebenfalls an das Kloster Lorsch.



1349 Ein Kaufbrief von einer Frau Isengard von Berlichingen ravens tochter von helmstadt zu bischofsheim und ihre Söhne, verkaufen an den vesten ritter Herrn Engelhart vom Hirßhorn, all ihre armen Leute die sie haben in der zenten niederwendig Sinsheim mit namen; die da siczen czu Dahspach, czu Eschelprunne, czu Zuzenhusen, 12 weitere Orte folgen, es sin man, wib, kind und was von den leuten kuemtt und von yn kommen ist und zu yn gehört un unbesucht umb fünfczig kleiner guten gulden von Florenz.

(50 fl. geteilt durch 15 Orte ergibt nach Gauß = 3,33 fl. Leutepreis/Gemeinde)



Fundus zur Dreimärker - Literatur: "chronik-daisbach," "Radtouren rund um Sinsheim" der Max-Weber-Schule Sinsheim, "Jahrbuch 18, Beiträge zur Landschafts - und Heimatforschung des Heimatverein Kraichgau",

2004 "50 Jahre Heimat und Verkehrsverein Eschelbronn".



Ein Videofilm von Rolf Neumeister über den historischen Steinsatz eines Dreimärkers am 03. Oktober des Jahres anno 2003.



Nun bitte ich sie mit mir ein Andenken zu machen an all jene die am 3. Oktober 2003 aktiv oder passiv dabei waren, manche auch im vergangenen Jahrzehnt bei der Gestaltung des Dreimärker - Umfeldes mitgewirkt haben, und leider heute nicht mehr unter uns weilen können………..Danke



Feldrichter - Feldgeschworene - Untergänger-Landscheider-Geometer- Steinsetzer - Lachen - Loch - oder Malbäume, geheime Zeugen und lebendige Zeugen.

Hintergrundwissen! ( u.A. aus Karl-Heinz Hentschel, Karlsruhe, Grenzzeichen; Sachsenspiegel, bäuerl. Weistümer.l

Grenzsteine gibt es in Deutschland schon zu Zeiten der Kreuzzüge. In dieser kriegerischen Epoche, die von 1096 bis 1292 dauerte, kehrten zahlreiche Kreuzfahrer nicht mehr zurück. Im Zug der Erbfolge und den damit verbundenen Erbteilungen waren Grenzänderungen, mit Neumarkierungen, vielmals unumgänglich. Die Bedeutung solcher "Mobilisationsvorgänge" ist bisher in der deutschen Rechtsgeschichte zu wenig gesehen worden, es brachte eine unbekannte Bewegung in den Grundstücksverkehr.



Vom Pritschen - Stoßen - Stauchen - Stürzen und Sturzärscheln und

von den geheimen und den lebenden Zeugen.

Buben mußten Merksprüche lernen und aufsagen. Einer dieser Sprüche lautet: "Was ich anjetzt als klein gesehen - dabey will ich im Alter stehen - und alle Wahrheit zeigen an - wann dieser Stein nicht reden kann."



Zitate aus alter Fachliteratur - Auszüge aus Wörterbüchern und Auszüge aus alten Grenzbeschreibungen.



Ein Grenzumgang aus dem Jahr 1770 unten

Ein Plan von 1770 über das churpfälzische Stift Sünzheimer Ursenbacher Gemarkung. (von Johann Bernhard Otto, kurpfälzischer Administrations - Renovator )

Eine Waldbeschreibung: "Stift Sinsheim Waldbuch" erstellte 1601 Kurpfalz Forstmeister Johann Erbarmann. (ältester Stein im Birkig "Jahreszahl 1571")



Grenzzüge mit Angabe der Grenzstein-Nummern: der Gemarkungen Daisbach-Eschelbronn-Zuzenhausen. unten

ein Luftbild zeigt den Dreimärker Standort am Waldeck, 250 Meter über NN.



Die Abt. Heimatpflege auf Exkursion zur Information für Inspiration!

macht am 19.April 1998 eine Grenzwanderung in Daisbach mit, entlang der Neidensteiner, Eschelbronner, Zuzenhauser und Hoffenheimer Grenze.

Der umgedrückte Neidenstein - Eschelbonner 3Märker wird neu gesetzt.

Helmut Stickel wird am alten Dreimärker Zuzenhausen gepritscht,



Beim Ursenhöfergrund stößt eine weitere Gruppe zum Grenzumgang.

Bürgermeister Dieter Steinbrenner wird am Hoffenheimer Dreimärker gestaucht, gestürzt oder gesturzärschelt.



Gedenksteinsatz 1999 in Daisbach anläßlich 650 Jahr Feier.



Millenniumsteinsatz Neidenstein- Waibstadt- Daisbach am 28.Mai 2000,

auch Zuzenhauser Gäste der Abt. Heimatpflege waren anwesend.



Inspektion an der 650 m langen Grenzlinie von Daisbach - Zuzenhausen von Lina Schlund und Wolfgang Schilling



Ältester Stein - Jahreszahl 1719 - zwischen 3Märker Zuzenhausen und 3Märker Hoffenheim



Von ehemals 10 Steinen zwischen den 3Märkern waren noch 3 auffindbar.



Ein Grenzzugplan mit Stein-Nummern: Daisbach - Eschelbronn bis zum Dreimärker Neidenstein. Eine Grenzwanderung am 26.07.1998



Die Grenzsteine befinden sind in befriedigendem Zustand, nur wenige fehlen, umgedrückter Stein gesetzt, Andenken gemacht und gepritscht.



Boden - Kleindenkmale, der Spezies "Grenzzeichen = Grenzsteine" so werden sie heute bezeichnet, mit den Kriterien "feststehend, freistehend und mit geringen Körpermaßen". Sie geben uns Zeugnis von Rechtsgebräuchen, dem Glauben und der Lebensweise unserer Vorfahren.

Wie sehr Hindernissteine, hier von Bäumen umgedrückte oder von schweren landwirtschaftlichen Geräten herausgezackerte Grenzsteine

> heimatvertriebene Agraropfer < und die in situ verbliebenen Steine mich einmal beschäftigen würden, war mir vor 25 Jahren kaum vorstellbar.

Es liegt an uns allen, diese selten gewordenen Kulturdenkmale zu schützen und zu bewahren, damit sich auch noch nachfolgende Generationen an ihnen orientieren und erfreuen können. Ein alter Grenzstein am Wegrand ist ein Stück Heimat, ein Zeuge der Geschichte.



Planung, Entwurf, Kostenkalkulation und Modellbau des Dreimärkers.



Innere und äußere Zeitkapseln für die Einmauerung ins Stein - Fundament.





Der Zeitkapselhersteller Reinhold Eggensperger aus Hilsbach mit den Zeitkapseln >Time Capsule< und die vorbereiteten Teilnehmerlisten.





Der Ablaufplan zur Veranstaltung, die Preisliste für Getränke und Speisen.



Lina Schlund auf Inspektion beim Steinmetz Paul Schilling in Eschelbronn.



Norbert Vogt beim Mulchen des Festplatzes, Ende September 2003



Still ruht der Wald ende September 2003 am alten Dreimärker.







Einmessen des Steinstandortes und ausheben des Stein- Fundamentes.





Mauern der Zeitkapselgruft, Einmessen und Einsetzen der Keramikplatte mit Zentrierloch, (Gauß-Krüger-System) vom Vermessungsamt HD / SNH.



Sachgebietsleiter Dipl.-Ing. Ralf Abele von der Vermessungsstelle Sinsheim und seine erfahrenen Vermessungsgehilfen und Steinsetzer demonstrierten eine perfekte und für alle Beteiligten aufschlußreiche Steinfundierung. Es waren Ludwig Kreß aus Neidenstein, Klaus Glasbrenner aus Daisbach, Töpfermeister Peter Höttinger aus Waibstadt und Andere…









03.10.2003 morgens - Viel Volk versammelte sich am südwestlichen Waldeck, Gde. Eschelbronn Abt. VII-3 Brandplatte, des Eschelbronner Betteleichwaldes.









An der Daisbacher Flur Hirtenklinge, der Zuzenhauser Flur Wolfstraße, in und um das vom Angelsportverein Zuzenhausen beigestellten und aufgebautem Festzelt.









Des Feldrichters Leibgarde und Artillerie, "Böllerschützen Kraichgau des Graf Tillys wildem Haufen" die historisch zeitgemäß gewandete Truppe brachte ihre Kanonen und Feldzeug in Stellung.









Der Musikverein Zuzenhausen plazierte seine Sitzbänke an der Hirtenklinge gegenüber dem Festzelt.



Der Eröffnungssalut der Böllerschützen donnert über die Fluren und kündete weithin hörbar vom Geschehen.



Helmut Stickel Vorsitzender der Abteilung Heimatpflege begrüßt als Souverän der Veranstaltung die Dorfherren, Akteure und Gäste.



Der Feldrichter macht seine Andenken, historische Angaben zum Standort und kündet die folgenden Prozedere und die Reihenfolge der Aktivitäten an.



Der zweite Begrüßungssalut galt dem Schirmherrn und Bürgermeister Dieter Steinbrenner, dem Bürgermeister Florian Baldauf aus Eschelbronn und dem Ortsvorsteher Manfred Schifferdecker aus Daisbach.





Rolf Neumeister nahm Aufstellung mit seiner Kamera und alsgleich warteten die Amtspersonen mit ihren Andenken und Begrüßungsansprachen auf.



Die vereinten Männer - Gesangvereine aus Zuzenhausen und Daisbach ließen ihr Lied erklingen: "Baden-Württemberg unser Heimatland.



Der Feldrichter erklärt den Start mit Ablauf des Steinsetzens als eröffnet.



Die Feldgeschworenen müssen nun für die folgenden Amtshandlungen vereidigt werden. Den Amtseid der Feldgeschworenen ablegen und dann den Anweisungen des Feldrichters, mit untertänigem Fleiß nachkommen, ohne die geringste Parteilichkeit, richterlich urteilen, und ihres Feldrichteramtes herkömmliche Pflicht gebührender maßen leisten.

















Untergänger und ihre geheimen Zeugen.

Was jetzt geschah, lag unter tiefem Geheimnis. Die Feldgeschworenen umstanden das Loch, die Untergänger bückten sich und überdeckten das, was sie nun taten, für alle Blicke unsichtbar, mit ihren großen weiten Mänteln. Manchmal warfen sie über ihre Köpfe sogar noch eine Kuhdecke.

Sie legten dem Grenzstein etwas unter, das kein Uneingeweihter sehen durfte. Durch ihren Eid waren die Untergänger verpflichtet,

das "Untergängergeheimnis" bis an ihr Lebensende zu wahren.











Auf dieses mit einer handbreit Erde überdecktem Gelege stellten dann die Steinsetzer den Grenzstein, richteten ihn nach dem Grenzverlauf aus und warfen die Erde bei. Damit war dann ein "fundierter Stein" gesetzt.



Mit der um 1851 abgeschlossenen Neuvermessung des Großherzogtums Baden bedurfte es der geheimen Zeugen zur Steinsicherung nicht mehr.

Die durchgeführte > Driangulierung nach Gauß-Krüger Koordinatensystem < überzog das Land mit einem Dreiecksnetz, das zu zuverlässigen Messungen führte. Ab dem Jahr 1899 verloren die geheimen Zeugen ihre Beweiskraft.

Dennoch blieb es an vielen Orten noch bei dem alten Brauch.

Ab 2020 soll für die Landvermessung das >UTMREF- Referenzsystem< eingeführt werden welches auf dem >UTM - Koordinatensystem< basiert und dann das >Gauß-Krüger-System< ablösen wird.

Grenzsteine werden ab dann keine mehr benötigt. Die Grenzpunkte sind dann in der Cloud (Wolke) gespeichert und werden per GPS abgerufen.

"Precision Farming" heißt das Schlagwort, bei dem der Landwirt heute höhere Erträge mittels GPS und ausgeklügelter Technik erhält.



Aus diesen Gründen haben wir das Untergängergeheimnis und das geheime Ritual vergangener Zeiten für die Heutigen erlebbar gemacht.

Das Verzeugen des Steines mit den geheimen Zeugen wurde bei diesem öffentlichen Untergang, von Kindern originell demonstriert, und somit allen Augen, die geheimen Handlungen der Untergänger, vorgeführt.



Die Steinsetzer machen verdiente Pause, löschen ihren Durst mit Zuzenhauser Adlerbier, und für den Hunger gab es heiße Wurst mit Brötchen, Schmalzbrote und Gulaschsuppe mit Brötchen.





Teilnehmerlisten, 8 Stück mit 227 Unterschriften, wurden ausgefüllt und mit vielen anderen Utensilien, Luft - und Wasserdicht in die beiden Zeitkapseln eingesiegelt.











Eine Stafette, gebildet von Kindern händelte die schwer gewordene Zeitkapsel, in die Gruft unter dem Stein, wo sie dann eingemauert wurde.

Die Steinsetzer warfen wieder Erde bei und der Dreimärker war fundiert.



Zwei Mädels aus Zuzenhausen nahmen nach einem ereignisreichen Tag emotional Abschied vom 3Märker. Die Eine nimmt ihn zärtlich in den Arm, der Anderen ist große Erleichterung anzumerken, ja liebe Lina, das Projekt der Abteilung Heimatpflege des Musikvereins, zum 1225 jährigen Jubiläum von Zuzanheim, ist euch vorbildlich und hervorragend gelungen.



Herbststimmung 2003 am Dreimärker



Winter 2003 Bauhof Eschelbronn rodet am Waldeck -Gde.Eschelbronn VII 3 Brandplatte



Frühjahr 2004 Bauhof Zuzenhausen planiert und Schottert die Fläche am Waldeck und stellt eine erste, von der Fam. Reinhard sen. aus Zuzenhausen, gestiftete Bank auf.



Die Möblierung beim Dreimärker und entlang der Wolfstraße, deren Pflege und Betreuung übers ganze Jahr, ist ein höchst lobenswertes Verdienst der Daisbacher Rentner-Wandergruppe!



Sommer 2004, der Heimat und Verkehrsverein Eschelbronn stiftete anläßlich seiner 50 Jahr Feier eine Sitzbank für den Dreimärker.

Die Rentner-Wandergruppe stellte die Bank auf und setzte einen selbstgefertigten Runden - Tisch mit dicker Eichenplatte dazu.

Der Platz wurde neu eingeschottert und eine bequeme Treppe angelegt.



Am Freitag den 8. Juli 2005 wurde mit dem inzwischen allseits bekannten Setzwasser-Ritual, eine Hinweistafel beim Stein aufgestellt und eingeweiht.



Zum 5jährigen Jubiläum im Jahr 2008 erhält der Dreimärker-Rastplatz ein stabiles Geländer und der Hang wird neu mit Rindenmulch eingestreut.



Jeweils am 3. Oktober finden bei gutem Wetter Sternwanderungen zum Dreimärker statt. Für eine rustikale Vesper mit gutem Tropfen, war bislang immer gesorgt.

In der Sommerzeit trifft man am Dreimärker - Rastplatz öfters auf Wandergruppen die dort rasten, grillen und die letzten Strahlen der untergehenden Abendsonne genießen.



Das war nun das Wesentlichste und Wichtigste das der Feldrichter von unserem Dreimärker an dessen zehntem Geburtstag zu berichten hatte.

Ich bedanke mich für eure große Geduld und Aufmerksamkeit.

Gehabt euch wohl und laßt den Abend gemütlich ausklingen, bei einem rustikalen Hausmachervesper, gutem Trunk und guter Unterhaltung.

Weiteres Bildmaterial für Nachbetrachtungen finden sie auf den Stelltafeln.

Das Bildmaterial geht als Geschenk an die Häuselgrundschule und soll als Informationslektüre für den heimatlichen Geschichtsunterricht dienen.

> so war's un so isch's woore <



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