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„Region der Boden-Kleindenkmale“ hieße die Gegend um Waibstadt,
wenn es nach Reinhard Stichling aus Daisbach ginge. Als er nach einer
Herzensangelegenheit viel Bewegung in frischer Luft verordnet bekam,
machte er das Beste daraus und wurde zum Jäger und Sammler in Sachen alter
Gemarkungsgrenzsteine und Weisensteine.
Diese steinernen
Grenzzeichen übernahmen Ende des 17. bzw. Anfang des 18.Jahrhunderts
die Aufgabe der Lagesteine, der Lach- oder Lochbäume an den Gemarkungs und
Flurgrenzen. Sie erzählen ausführlich über die Geschichte auf den
Daisbacher Fluren, vom Königsland dem ehemaligen Lehensland der Daisbacher
Dorfherrn, der Allmend das Bauernland und von dem Kirchenland, des Closter
/ Stift Sinsheim und dem des Closter Lobenfeld welches die Daisbacher als
Hofgut in Erbpacht hatten. Heutzutage bezeichnet man diese Steine als
Boden- Kleindenkmale, mit den Kriterien : „ feststehend,
freistehend und mit geringen Körpermaßen.“ Sie geben uns Zeugnis
von den damaligen Rechtsgebräuchen, dem Glauben und der naturverbundenen
Lebensweise unserer Vorfahren. Es liegt deshalb an uns allen, diese selten
gewordenen Kulturdenkmale zu schützen und zu bewahren, damit sich auch
noch nachfolgende Generationen an ihnen orientieren und erfreuen
können.
Die Zunahme an überschweren Maschinen und Geräten in der
Land– und Forstwirtschaft, machten und machen diesen kleinen
Bodenständigen das Überleben äußerst schwer. So mancher Grenzstein findet
sich von einem Baumstamm umgedrückt oder von einem Pflug herausgezackert
am Wegrand wieder. Hindernissteine nennt man dann diese
heimatvertriebenen Agraropfer.
Selten hat man noch das Glück
einen derart Verunglückten zu finden. Die meisten dieser Steine mit
historischen Kennungen und Zeichen wurden bereits bei der Flurbereinigung
in den 50 ziger Jahren entfernt und für den Graben und Feldwegebau
verwendet. Viele Steine stehen auch in Vorgärten und wurden somit
erhalten.
Digitale Dokumentation gefährdeter Boden–
Kleindenkmale nennt Reinhard Stichling diese Freizeitbeschäftigung.
Während der Wintermonate, wenn die Vegetation am Boden liegt und die
Zecken ihren Winterschlaf halten, werden die Grenzen abgegangenen und die
Grenzsteine, soweit erforderlich freigestellt, gesäubert und die
Beschriftungen mit einem Filzstift restauriert. Ab Monat März/April werden
dann die fotogen hergerichteten Objekte mit der Digital-Kamera abgelichtet
und in den Rechner zur Weiterbearbeitung eingegeben. Eine Winter/Frühjahr
Saison wird es noch dauern, bis alle Grenzsteine erfasst, eingeordnet und
mit dem dazugehörigen geschichtlichen Kommentar versehen
sind.
Diese Projektstudie soll letztendlich ihren Platz in
einer von Winfried Glasbrenner erstellten 5 jährigen Fortschreibung der
Daisbacher Ortschronik erhalten. Folgend vorab veröffentlichte Bilder
mögen einen kleinen Vorgeschmack zu dieser interessanten Bild
–Dokumentation geben.
Auch geschichtliche Vorkommnisse zu
verschiedenen Zeitepochen sollen eingeflochten werden. (z.B.: 1187
Güterbestätigung Kaiser Friedrich I. Barbarossas für das Closter Lobenfeld
Hofgut auf der späteren Wüstung Breitenhardt bei Daisbach).
Der älteste Stein mit dem Stiftwappenrahmen, einem
großen D in der Mitte und der Jahreszahl 1719 befindet sich an der
nur 645 Meter langen Gemarkungsgrenze zu Zuzenhausen bei der Flur
Ursenhöfer Grund.
Die unzähligen Grenzsteine vom Stift Sinsheim, bei
der Stiftsforle, dem sgn. Nonnenwald, dem Kalkofenwald, im Orleswald, dem
Stiftsrain und dem Flur Birkig, tragen als Kennzeichnung den im
Volksmund sogenannten Krähenflügel, ähnlich dem Sinsheimer
Stiftswappen (um 1600). Leider konnten nur noch zwei der wertvollen Steine
des Closters Lobenfeld welche die Buchstaben CL und in deren
Mitte den Bischofstab führen, geborgen werden, ein Dritter nur mit den
Buchstaben CL und der Jahreszahl 1777 ist abhanden gekommen worden.
Grenzmarkierungen mit den Initialen L v.G (Louis von
Göler) oder F v.G (Friedrich von Göler), EH v.G (Eberhard von Göler),
haben früher die Besitzverhältnisse der Grundherren Göler von Ravensburg
untereinander und zur Gemarkung Daisbach abgegrenzt. Andere Steine
wiederum tragen die Schriftzüge CP für Churpfalz mit dem Zusatz NVZ
für Noval - Zehnt. Auch Grenzsteine die nicht zur Gemarkung gehören wurden
gefunden und digitalisiert.
Nicht vergessen werden dürfen die drei noch auf unser Gemarkung befindlichen Weisensteine u.
der Stundenstein an der alten Waibstadter Landstraße (Gemarkungsgrenze Waibstadt/Daisbach).
Sowie die Steine am "Kreuzstein", "Kobenkreuz" und ein Stein vom "Ursenbacher Hoftor".
Wunsch des Hobby-Archäologen wäre es, auf gemeindeeigenem Gelände möglichst beim
Dorfplatz, ein Monument als Grenzsteinskulptur aus alten abgegangenen Daisbacher
Grenzsteinen zu errichten, in dem die Grenzsteine eine bleibende Heimat finden würden
und zur geschichtlichen Bereicherung des Ortsbildes, beitragen könnten.
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