Archäologische Begehrlichkeiten

Von Reinhard Stichling - 2006

Nach der Getreideernte sind die Felder im Kraichgau für kurze Zeit unbebaut und leer. Der Wind weht aber nicht lange über die "Stoppeläcker". Die Landwirte sind mit dem "Krupper" im Einsatz und reißen die Ackerkrume auf. Dabei wird auch so manche Kostbarkeit aus vergangenen Zeiten zu Tage gefördert.

Jetzt wäre also wieder die Zeit für Hobbyarchäologen gekommen, die Felder nach Scherben aus der Historie abzusuchen. Doch leider Fehlanzeige, das aufgerissene Erdreich, vermischt mit den Strohhalmen macht das Auffinden von historischem Fundmaterial nahezu unmöglich. Früher, als noch "tief gezackert" wurde, gab es noch grundsätzlich mehr Bodenfunde. Dies ist weiter nicht schlimm meint der Daisbacher Heimatkundler, denn er hat in den letzten drei Jahrzehnten vorgesorgt. Von allen fundreichen Fluren der Gemarkung sind Einmachgläser mit Asservaten gefüllt, beschriftet mit Flurnamen, Flurkarte und Fundstelle. Sie warten nur noch auf ihre Auswertung durch einen erfahrene Berufs- Archäologen. Fast alles ist über die Daisbacher Geschichte erforscht und zum größten Teil in der www.Chronik-Daisbach.de festgehalten. Die historische Ecke des Schützenhauses dokumentiert Daisbacher Geschichtsbewustsein - anhand Urkundenreplikas - die geopolitische Geschichte auf Daisbacher Gemarkung somit die Dorfentwicklung vom 12. bis 18. Jahrhundert.

Scherbenfunde aus der römischen Villa Rustica, sondiert am 6. August 1988, im Waibstadter Kirschhäusel haben inzwischen im Neidensteiner Heimatmuseum ihren festen Platz gefunden.

Trotzdem gibt es für den Heimatforscher noch archäologische Begehrlichkeiten auf Daisbacher Gemarkung. Da nur das Landesdenkmalamt Grabungen durchführen darf, aus Geldmangel und anderen Gründen aber nicht kann, will sich der Daisbacher Hobbyarchäologe einer inzwischen gebräuchlichen Technik zuwenden, die Grabungen überflüssig macht, aber leider auch mit entsprechenden Kosten verbunden ist.

Geophysik in der Archäologie, Geoelektrische Kartierung und Geomagnetische Prospektion nennen sich die Verfahren, die zunehmend zur Erkundung von im Untergrund verborgenen archäologischen Objekten eingesetzt werden. Die Messungen erfolgen als flächendeckende Kartierung zerstörungsfrei von der Oberfläche aus. Große Flächen können so schnell und kostengünstig untersucht werden. Aufwändige archäologische Grabungen werden vermieden bzw. können zielgerichtet an ausgewählten interessanten Stellen durchgeführt werden.

Als realistische Forschungsobjekte für Daisbach stellt sich der Heimatkundler die Schanze aus der Bauzeit der Eppinger Linien (1696/97) im Saugrundwald, ein Fränkisches (Merowinger) Gräberfeld aus dem 6/7. Jahrhundert in den oberen Schelmenäckern, oder die frühen Besiedlungen des Bereiches Birkig, Ursenbacher- und Nonnenhof in der Breitenhart vor. Auch das Umfeld der Schlossruine wäre für die Lokalisierung und Dokumentierung des ursprünglichen Standortes der alten Wasserburg ein erfüllbarer Wunsch.

Der Hobbyforscher ist überzeugt, fündig zu werden und verfolgt auch ein weitaus wichtigeres Ziel: "Wir müssen der Daisbacher Jugend unsere Heimatgeschichte aktiv näher bringen und sie Geschichte erfahren lassen, denn wenn sie mal auf den Geschmack gekommen sind, die Sturm und Drangzeiten der Familiengründungen hinter sich haben, werden sie eines Tages unsere Arbeit auf gutem Fundament fortsetzen können" hofft der Heimatforscher.

Mit Gemarkungswanderungen, geschichtlichen Vorträgen und der Mitwirkung bei Projekttagen in der Grundschule war und ist die Jugend sichtbar zu begeistern.


Standort: Stelzenäcker - Blick auf Breitenhart


Schanze im Saugrundwald


Breitenhart: Schelmenäcker - Volgeläcker


Ursenbacherhof


Stelzenäcker - Brikig


Nonnenhof


Nonnenhof - Kampeläcker




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