650 Jahre Daisbach



Vor 650 Jahren trat der Ort Daisbach mit seiner ersten urkundlichen Erwähnung aus der Anonymität heraus in das Licht der Geschichte. Daisbach ist seit dem Jahre 1349 faßbar, es ist -aktenkundig- geworden. Das heißt, die Nachwelt kann sich über das Werden und Wachsen des Ortes anhand urkundlicher Überlieferungen ein Bild verschaffen. Die Besiedelung der Daisbacher Gemarkung kann mit Sicherheit vor das Jahr 1349 datiert werden. Sowohl die früheste vorliegende Urkunde als auch andere historische Abhandlungen deuten darauf hin.
(Grußwort des Landrat Dr. Jürgen Schütz)



Das Kopialbuch des Ritters Hans V. von Hirschhorn
Eintrag 88 - 5.April 1349 - Blatt 65-66
Ein Kaufbrief von einer Frau Isengard von Berlichingen, Herrn Rafans Tochter von Helmstadt, von Bischofsheim genannt, Berringer und Hans von Berlichingen, ihren Söhnen, um alle ihren armen Leute, die sie haben in dem Kraigau ...


Festschrift zum Gemeindejubiläum vorgestelt


Der Autor der Festschrift, Winfried Glasbrenner übergibt Ortsvorsteher Egbert Rudy die noch druckfrische Festschrift im Kreis der Freunde Daisbacher Geschichte. Das Bild zeigt (vlnr.)Pfarrerin R. Scholle, Adof Heller, Gustav Heiss, Dieter Zapf, OV E.Rudy Baron Carl Göler v. Ravensburg, Winfried Glasbrenner, Dr. M. Lurz, Reinhard Stichling Manfred Schifferdecker, Klaus Rössler vom Metzlerkreis Heidelberg

Gefälliges Werk aus der Feder von Winfried Glasbrenner Viele Bilder und Geschichten beleuchten Daisbach

Waibstadt-Daisbach. (wg) Nur noch wenige Tage dauert es bis zum Beginn des Jubiläumsjahres, in dem die urkundliche Ersterwähnung Daisbachs vor 650 Jahren im Mittelpunkt des Dorfgeschehens stehen wird. Die Vereine sowie der Festausschuß haben die organisatorischen Vorbereitungen abgeschlossen, und die "Freunde Daisbacher Geschichte" wollten mit der Herausgabe einer Festschrift zum Gelingen des Jubiläumsjahres, beitragen.

Nach Abschluß der monatelangen Arbeiten wurde die Schrift jetzt im Rahmen einer kleinen Feierstunde offiziell vorgestellt. Ortsvorsteher Egbert Rudy begrüßte dazu im Bürgersaal des Rathauses neben der Gemeindepfarrerin Renate Scholle auch den Historikor Dr. Meinhard Lurz, den Genealogen Klaus Rössler aus Heidelberg sowie die Freunde Daisbacher Geschichte. "Ein historischer Moment" sei diese Präsentation, denn während sich viele in ihren Sesseln zurücklehnen und nur kritisieren, haben Festausschuß und Heimatfreunde etwas geleistet und mit der Jubiläumsschrift einen ersten Akzent der Feier gesetzt, so OV Rudy.

Sodann lag es an Verfasser Winfried Glasbrenner, das Festbuch vorzustellen. Die Schrift sei nicht als Chronik zu verstehen, so Glasbrenner, denn der Stellenwert der Steidelschen Ortsgeschichte von 1910 und der erste 1993 erschienenen Daisbacher Chronik soll nicht geschmälert werden. In der Festschritt werden nach den, obligatorischen Grußworten die aufs Jahr verteilten Termine zum Jubiläum und das Angebot der Vereine beim Dorffest am 3. und 4. Juli aufgeführt.

Die Zeittafel gibt einen Überblick über die geschichtliche Entwicklung, sodann werden verschiedene historische Ereignisse dargestellt, von denen einige in den vergangenen Jahren schon im Lokalteil der Rhein-Neckar-Zeitung abgedruckt waren. So die Geschichte des Gasthauses "Sonne", die Grenzwanderung von 1747, die alten Dorfbrunnen und Steinbrüche sowie der Lebenslauf eines Daisbacher Bierbrauers. Auch über bisher Unbekanntes ist zu lesen, wie die Frühgeschichte, den Heimatmaler Carl Netzer, die Auswanderer 1933, die Wüstung Breitenhardt oder das "andere" Daisbach (Taunus).

Den meisten unbekannt sein werden auch die Gedichte des gebürtigen Daisbachers Erich Heller, die im Dialekt verfaßt sind. Eine, allerdings neue, Chronik bildet schließlich den Schluß: auf zwölf Seiten wird chronologisch dargestellt, was sich seit Erscheinen der Chronik von 1993 im Dorf - und Vereinsgeschehen ereignet hat, unterlegt von vielen Fotos, auf denen sich die meisten Vereine wiederfinden.

Überhaupt hat Winfried Glasbrenner die Schrift mit über 60 meist eigenen Fotos, Skizzen, Reproduktionen alter Fotografien und Postkarten reich bebildert, so daß das Lesen nie langweilig wird. Angenehm ist, daß auf Werbung völlig verzichtet wird. Dennoch liegt der Verkaufspreis der 84seitigen Schrift, dank eines großzügigen Spenders aus den Reihen der Freunde Daisbacher Geschichte, bei nur fünf Mark und damit weit unter den eigentlichen Herstellungskosten.

In der örtlichen Zweigstelle der Volksbank Schwarzbachtal, in der Verwaltungsstelle des Rathauses sowie beim Verfasser (Kirchstraße 16) liegt das Festbuch bereit und kann ab sofort erworben werden.


Die"Freunde Daisbacher Geschichte" Gustav Heiss, Reinhard Stichling und Winfried Glasbrenner beim Auswählen von Bildmaterial zur Festschrift im Oktober 98 in der Schloßküche bei Bärbel und Carl Göler von Ravensburg.


Anmerkungen des Verfassers

Meine Damen und Herren,
die "Daisbacher Chronik 1993", an der mitzuarbeiten mir viel Freude gemacht hat, soll als zweite Dorfchronik nach der Steidel'schen von 1910 ihren historischen Stellenwert behalten. Herausgeber der jetzigen Jubiläumsfestschrift nur 6 Jahre nach dem Erscheinen der "Chronik 1993" ist deshalb auch nicht die Ortschaft, sondern es sind die "Freunde Daisbacher Geschichte".

Wir wollten keine neue Ortschronik schreiben. Dennoch war es mir und den Herausgebern ein Anliegen, anläßlich des 650-jährigen Dorfjubiläums eine Schrift aufzulegen, die auf die Veranstaltungen im Jubiläumsjahr hinweist und außerdem bestimmte Themen und geschichtliche Daten aufgreift, die bislang noch nicht oder nicht ausführlich dargestellt wurden. Darunter sind auch Abhandlungen zu bestimmten Ereignissen, die sich in der letzten Dekade gejährt hatten und die ich aus diesem Grunde recherchiert und im Lokalteil der Rhein-Neckar-Zeitung veröffentlicht habe. Zur Auflockerung wurden Gedichte aufgenommen, davon zwei aus der Feder des gebürtigen Daisbachers Erich Heller sowie einige alte Fotos und Postkarten. Und nur persönlich schien der chronologische Rückblick auf die letzten 6 Jahre im Vereins- und Dorfleben wichtig und interessant. Bedanken möchte ich mich bei den "Freunden Daisbacher Geschichte" für die Unterstützung und wertvollen Hinweise, besonders bei Reinhard Stichling für seine Mitarbeit an der "Zeittafel" und der Frühgeschichte. Dankeschön sage ich auch den Mitbürgem für die Überlassung von Fotos und alten Postkarten. Ich hoffe, daß die Jubiläumsschrift doch einiges an Lesenswertem bietet und einen Platz in Ihrem Bücherregal erhält. Viel Spaß beim Eintauchen in die wechselhafte Daisbacher Geschichte und bei den Veranstaltungen zum Dorfjubiläum wünscht Ihnen, auch im Namen der "Freunde Daisbacher Geschichte"

Winfried Glasbrenner

Anmerkungen des Ortsvorstehers

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, liebe Gäste,
diese Festschrift wurde anläßlich des 650. Geburtstages unserer Gemeinde im Jahre 1999 herausgegeben. Sie soll Ereignisse dokumentieren, die nicht in der Ortschronik vom Jahre 1993 festgehalten werden konnten. Ich bedanke mich bei allen Beteiligten, die zum Gelingen dieses Werkes und der Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltungen so engagiert mitarbeiteten.
Mein besonderer Dank den Vereinsvorsitzenden und den Heimatfreunden für die kollegiale Zusammenarbeit bei der Planung und Organisation des Festprogrammes. So sind gute Voraussetzungen geschaffen worden, daß das Geburtstagsjahr 1999 allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern sowie den Gästen in guter Erinnerung bleiben wird.
Nach informativen Veranstaltungen zur Geschichte und des Festaktes am 5. April, sollen die Festtage am 3. und 4. Juli 1999 Höhepunkte des Jahres werden. Dazu wünsche ich uns schönes Wetter als Voraussetzung zu erlebnisreichen Tagen.
Bleibt zu hoffen, daß auch künftig solche Feste gefeiert werden, da wir mit großen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen in den nächsten Jahren zu rechnen haben. Unverzichtbar wird aber immer das ehrenamtliche Engagement bleiben.
Nochmals vielen Dank allen, die zum Gelingen des Festjahres beitragen.

Allen Bürgerinnen und Bürgern sowie den Gästen wünsche ich im Namen des Ortschaftsrates schöne und unterhaltsam Stunden in Daisbach.

Egbert Rudy


Wie alt ist Daisbach wirklich ?

Die ersten Spuren menschlicher Besiedlung auf unserer und den uns umgebenden Gemarkungen reichen bis in die Jungsteinzeit (5000 v. Chr.) zurück. Zwar finden wir nicht die Überreste von Wohnstätten, dafür aber Begräbnisstätten in den Grabhügeln der Umgebung sowie viele Einzelbodenfunde in Form von steinernen Werkzeugen und Keramikscherben, auch auf unserer Gemarkung. Hobby-Archäologe Reinhard Stichling konnte schon zahlreiche Funde sichern.

Es ist damit bewiesen, daß unsere Gemarkung bereits in der Steinzeit und über alle weiteren Zeitepochen Siedlungsland war. Die Hügelgräber in der Umgebung enthalten die ersten, Grablegungen von den Schnurkeramikem, dann aus der Bronzezeit und späteren Nachbestattungen durch die Kelten. Auch die Römer lassen sich durch eindeutiges Fundmaterial auf unserer Gemarkung belegen: Die Alemannen siedelten von 260 bis 510 n. Chr. in unserem Raum, bis sie dann von den Franken nach Süden abgedrängt wurden. In die Zeit der fränkischen Landnahme fällt mit Sicherheit die Gründung eines befestigten Herren- und Frohn-Hofes auf Königsland.

Der Name Daisbach bezieht sich in seiner Vorsilbe mit Sicherheit nicht auf einen männlichen Vornamen (Dagobert), sondern eher auf die Lage und Beschaffenheit des Geländes, die damals sumpfige Quellmulde des Daisbächleins. Die Entstehung unseres Ortes gehört zu einer späteren Gründungswelle etwa bis zum Jahre 700, in der Ortsnamen mit den Endsilben -bach, -dorf, -feld, -hausen, -hofen und -weiler entstanden sind.

Aus diesen Zeiten wissen wir recht wenig, doch gibt es Hinweise, die eine gründliche und erfolgreiche Erforschung der Daisbacher Vergangenheit ermöglichen können. Forschungsgrundlage ist die Annahme, daß unsere Gemarkung aus mindestens 2 bis 3 Teilen bestand. Zum einen das Königsland nordwestlich bis nordöstlich der Wolfstraße und dem Zuzenhäuser Weg. Zum anderen das Birkig mit Orles bis Kalkofen bzw. Kreuzbuckel (Ursenbacher Hof 1100-1327-1601), sowie Breitenhard und Zuzenhäuser Feld (Nonnenhof 1187), welche dem damaligen fränkischen Landgrafen und seinen Erben gehörten und zum Teil als Schenkung an das Stift Sinsheim und Kloster Lobenfeld gingen.

Aus dem Gesagten läßt sich hinsichtlich des Gründungszeitpunktes von Daisbach der Schluß ziehen, daß Daisbach im Zuge einer späteren Phase des fränkischen Landausbaues besiedelt wurde. Es dürfte als sogenannte "Ausbau"- oder "Tochtersiedlung" um das Jahr 700 gegründet worden sein.

Von diesem Zeitpunkt bis zur ersten urkundlichen Nennung im Jahre 1349 sind ca. 650 Jahre Mittelalter übers Land gezogen, die es noch gründlich zu erforschen gilt. Zwar fiel Daisbach 1330 zusammen mit der Landeshoheit über das Wimpfener Reichsland, wozu die Meckesheimer Zehnt gehörte, an die Kurpfalz. Dennoch handelt es sich bei der Ortsherrschaft und Burg um ein reichsunmittelbares Erblehen.

Die Archäologen des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg vermuten, daß die Burg Daisbach etwa um das Jahr 1200 erbaut wurde, doch gibt es auch dafür (noch) keinen gesicherten Quellennachweis.
Beginnen wir deshalb mit dieser Jahreszahl aus dem Kopialbuch derer von Hirschhorn, wo es im Inhaltsverzeichnis heißt: 1349, Apr. 5 Ein Kaufbrief von einer Frau Isengard von Berlichingen an .... um alle ihre armen Leute, die sie haben in dem Kraichgau..



Die "Freunde Daisbacher Geschichte" wollten dem auf den Grund gehen. Mit dem Leiter des Hessischen Staatsarchives, Prof. Dr. Friedrich Battenberg, wurde korrespondiert und ein Termin vereinbart. Daraufhin machten sich im Juli 1997 Ortsvorsteher i.R. Richard Schmitt, Kirchenverwaltungsdirektor a.D. Gustav Heiss, Carl Freiherr Göler von Ravensburg und Winfied Glasbrenner auf dem Weg nach Darmstadt. Mit Hilfe Dr. Battenbergs und seiner Mitarbeiter war die Quelle bald gefunden: das alte Kopialbuch der Herren von Hirschhorn.Besagte Urkunde von 1349 ist darin zwar nicht im Original vorhanden, aber als Abschrift aus dem 14. Jahrhundert, zeitnah also. Dr. Katharina Schaal war bei der "Übersetzung" behilflich und so konnte schwarz auf weiß folgender "Kaufbrieff" gelesen werden:
br> Wir Isengard von Berlichingen hern ravens tochter von Helmstet genannt von Bischofsheim, beringer von Berlichingen und Johannes von Berlichingen myne suene und bekennen uns offenlichen mit diesem briefe und tun kund allen die ihn ansehen oder horent lesen, daß wir verkaufft und czu kouffenne geben haben rechte und redeliche als einkouffe krafft und gmacht hat und haben soll den ersamen vesten ritter Herrn Engelhart vom Hirßhorn und allen sinen erben alle luüte die wir haben sicen in der zenten niederwendig Simsheim mit namen die da siczen czu Dahspach, czu Eschelprunne, cze Lobenveld, czu Spechpach, cze Langenczelle, czu Luysinbach, czu Gemunde, cze Bammaden, czu aneiern (?) cze Mekehensheim, cze Zuzenhusen, cze Schadhusen, cze Hornberg, czu Houchheim und cze Suensheym; es sin man, wib, kind und was von dem lueten kuemtt md von yn kommen ist und czu yn gehort un unbesucht umb funfczig kleiner guten Gulden von Florencz der wir gar un genczlich von yn gewert und beczalt sin; und geloben dem vorgenannten Herrn Herrn Engelhart vom Hirßhorn und sine erben dieselben vorgenannten lute alle czu vertigenne und czu bestetigen als recht und gewonheit ist und sie daran nicht czu irren noch czu hindern in keinem wege ane (ohne) alle geverde und desczu urkunde so geben wir vor uns und unsere erben dem vorgenannten Herrn Engelhart vom Hirßhorn und sinen erben diesen brieff besiegelt mit unserem eygen in gesiegeln, der Gegenwart an dem palmentage do man czahlte nach gottes geburte druczehnen hundert jahre und in den nun und virczigisten jahre.

Das Datum des Kaufvertrags vom 5. April 1349 ist Grundlage der Jubiläumsfeier.


Festbankett zum 650 jährigen Bestehen Daisbachs

Waibstadt-Daisbach (wg) Festmahl oder festliches Essen bedeutet im allgemeinen Sprachgebrauch der Begriff "Bankett". Was den rund 350 Festgästen beim Festbankett anläßlich des 650jährigen Jubiläums des Dorfes Daisbach am Ostermontag aufgetischt wurde, war zwar weniger ein kulinärischer, dafür um so mehr ein musischer bzw. musikalischer Ohrenschmaus.

Quasi als Aperitif stimmte der älteste Ortsverein, der MGV Sängerbund 1881 unter der Leitung von Musikdirektor Helmut Epp, mit einem Festchoral sowie einem Heimatlied in die feierliche Atmosphäre ein. Viele Lacher und stürmischen Beifall erntete Erich Heller für sein im Dialekt vorgetragenes humorvolles Gedicht "Wonnd vun Daischbach bisch'. Seit 40 Jahren lebt Erich Heller schon in München, doch hat er seine Daisbacher Muttersprache nicht verlernt und mit seinem neuen Gedicht sowie einem weiteren, "Äinnärung", seine Verbundenheit mit Daisbach und sein literarisches Talent unter Beweis gestellt.

Topaktuell: der Daisbach-Rap

Daß die rührige und heimattreue Bürgerschaft von Daisbach auch nach der Eingliederung nach Waibstadt in ihrer lebendigen, selbst verantwortlichen Eigenständigkeit ihrem traditionsreichen Heimatort einen besonderen Stempel aufgedrückt hat, betonte Bürgermeister Hans Wolfgang Riedel. Es gelte, Dankeschön zu sagen, an die Generationen der Vergangenheit und Gegenwart, die dieses Gemeinwesen geformt haben.

Erfrischender Teil dieses Gemeinwesens ist momentan auch der Kinderchor, der in seinen von Linda Spranz genähten historischen Sonntagsschürzen auftrat. Nach dem Wiegenlied "Guten Abend, gute Nacht" von Brahms spannte der 32köpfige, von Stefan Glasbrenner geleitete Chor den musikaschen Bogen über eine Musical-Melodie, ein modernes christliches Lied hin zum topaktuellen Daisbach-Rap. In zeitgemäßer Begleitung mit Schlagzeug (Uwe Freymüller), E-Baß (Philipp Hoffmann), E-Gitarre und Keyboard stellen sieben Rapperinnen solistisch die Daisbacher Geschichte in Kurzform vor, und der Saal klatschte beim Refrain begeistert mit: ". . . denn wer Daisbach kennt, es niemals mehr vergißt, wir sind hier, von hier gehen wir nicht fort, denn so schön, wie hier ist es in keinem anderen Ort."

Zum Höhepunkt des Abends geriet die Festansprache, die Carl Freiherr Göler von Ravensburg als Vertreter der am längsten in Daisbach ansässigen Familie hielt.

Stichtag 5. April 1349

Rückblickend streifte er die Geschichte, die, urkundlich dokumentiert, an jenem 5. April 1349 begann, als Isengard von Berlichingen Teile und Sachwerte von Daisbach an Engelhart von Hirschhorn veräußerte.

Daisbach sei sicher älter, so v. Gölers Hypothese, "denn sonst wäre ja nichts zu verkaufen gewesen", Doch entspreche es der allgemeinen Übereinkunft der Historiker, daß die erste urkundliche Erwähnung auch als Geburtsstunde gilt.

Die weltgeschichtlichen Ereignisse, wie die Grausamkeiten des 30jährigen Krieges. die Zeiten von Hunger und Armut sowie die beiden Weltkriege zogen sich auch über Daisbach wie dunkle Wolken des Schicksals zusammen. Die Zeit des beginnenden Wohlstandes nach 1945, als Daisbach mit 80 bäuerlichen Betrieben, zahlreichen Handwerkern, gut besuchten Gasthäusern und Festeranstaltungen ein lebendiges, pulsierenes Gemeindeleben hatte, bezeichnete Baron von Göler als Blütezeit des dorflichen Gemeinsinnes und eigentlichen Höhepunkt in der Entwicklung des Dorfes. Doch schlug später der Strukturwandel zu, das alte Handwerk starb aus, Daisbach hat seine Einwohnerzahl verdrei- und seine Dorffläche vervierfacht, und es zeichnet sich laut Göler von Ravensburg das Schreckgespenst ab, daß Daisbach zur reinen Schlafgemeinde wird.

Schreckgespenst "Schlafgemeinde"

In seinem leidenschaftlichen Appell rief der Redner die Daisbacher Bürger dazu auf, sich auf die Wurzeln des gemeinsamen Zusammenhalts zu besinnen und die Vereine und Zusammenschlüsse als Lebensadern der Ortschaft zu erhalten, zu stärken und zu fördern. Denn "Daisbach ist liebenswert und Daisbach hat Charme. Lassen Sie uns zusammenarbeiten, Daisbach für uns so liebenswert wie es ist zu erhalten".

Das vielseitige und an Abwechslungen reiche Programm, durch das Winfried Glasbrenner führte, setzte sich nach der Pause fort mit dem evangelischen Posaunenchor unter der Leitung von Bernhard Ritzler. Wie horchte die Festversammlung auf, als die Posaunenbläser einen Swing und sogar einen Rock vorlegten, zu dem Drummer Uwe Freymüller den flotten Takt vorgab.

Die Grußworte der Gäste vereinte der Wählkreisabgeordnete und Vizepräsident des Landtags von Baden-Württemberg, Gerhard Weiser, der der Ortschaft und ihren Bürgern gratulierte. Adolf Heller, Vorsitzender des Kleintierzuchtvereins, rief dazu auf, die Vereine zu stärken, denn es sei fatal, daß "Daisbach immer größer und die Vereine immer kleiner würden".

Daß der SV nicht nur Fußball, sondern auch Theater spielen kann, bewies einmal mehr dessen aktive Theatergruppe.

Premiere: drei Chöre gemeinsam

Unter der Regie von Ulrike Freymüller nahmen Susanne Bach, Annette Becker, Heidi Demel, Anke Schmitt und Christine Stemper in dem Sketch " Die Werbefahrt " mit treffenden Dialogen die Eigenheiten solcher Fahrten auf die Schippe. Zum Lachen auch der Sketch "Die Vermißtenanzeige", den ,Volker Essig, Uwe Freymüller und Horst Bach spielten. Zum Gelingen des Festabends trug mit drei Chorsätzen schließlich auch der evangelische Kirchenchor (Leitung: Bodo Ries) bei, ehe es zum Finale eine Premiere zu erleben gab. Erstmals sangen Männergesangverein, Kinderchor und Kirchenchor gemeinsam ein Lied, "Unser Dorf ist unsere kleine Welt". Die 90 stimmgewaltigen Sängerinnen und Sänger, begleitet von Jochen Kaiser am Klavier, füllten die Bühne und es wäre schön, wenn dies nicht der einzige gemeinsame Auftritt bleiben würde.

Doch anschließend war das Bankett noch nicht zu Ende: Ruckzuck bauten die Aktiven der Vereine die Konzertbestuhlung ab und stellten Tische auf, an denen die Ereignisse des Abends noch lange besprochen wurden. Daß auch dieses Bankett nicht ohne leibliche Genüsse blieb und niemand durstig oder hungrig nach Hause gehen mußte, dafür sorgten die Ortsvereine unter Federführung der Freiwilligen Feuerwehr, die alles bestens vorbereitet und organisiert hatten.



Festansprache des Carl Freiherr Göler von Ravensburg, beim Festbankett am 5. April 1999 zum 650 jährigen Bestehen von Daisbach

In einem lieblichen Wiesentale, nur nach Norden geöffnet, liegt am nördlichen Abhange des zwischen Elsenz und Schwarzbach verlaufenden Höhenzuges, 4,5 Kilometer nördlich von der Amtsstadt Sinsheim, das von einem Saume von Obstbäumen umgebene Pfarrdorf Daisbach.

Im Norden, dem einzig möglichen Ausblick, erscheint in einer Entfernung von 2,7 Kilometern auf steiler Höhe die alte Reichsfeste Neidenstein mit gleichnamigem Dorf an ihrem Fuße; in etwa 3,5 Kilometer Entfernung liegen direkt in westlicher Richtung Zuzenhausen und gegen Südwesten Hoffenheim.

Zwischen letzterem und dem Ort Daisbach findet sich etwa eine Viertelstunde von Daisbach entfernt, der Ursenbacherhof oder Bleihof, ein zur Gemeinde Daisbach gehöriger wohlhabender Bauernhof.

Ein Blick von dem das Dorf umgebenden Anhöhen nach Osten zeigt uns in etwa 3 Kilometer Entfernung den hochanstrebenden Kirchturm des Städtchens Waibstadt.

Lenken wir unseren Blick noch in die Ferne, so sehen wir im Nordosten den Katzenbuckel, im Norden den Dilsberg, den einstigen Sitz der Grafen des Elsenzgaues, unser früheres Amt; im Nordwesten den Südabhang des Königstuhls mit dem Kohlhofhotel und endlich im Süden den Steinsberg, den alten Kompaß aus dem Kraichgau."

So idyllisch beschreibt Steidel schon 1910 die Lage unseres Daisbachs.

Heute am 5. April 1999, 8 Monate vor dem Schritt in ein neues Jahrtausend, feiert unser Dorf Daisbach seinen 650. Geburtstag. Seinen Einwohnern und dem Dorf einen herzlichen Glückwunsch !

650 Jahre des Bestehens, der Geschichte und der Tradition sind ein Zeitraum, den manche große Staaten der Erde nicht vorzuweisen haben. Man denke dabei zum Beispiel an Amerika oder Australien.

Vor 650 Jahren nun wurde ein Kaufvertrag über Teile und Sachwerte zwischen Isengard von Berlichingen, und Engelhart vom Hirschhorn abgeschlossen und somit der Ort zum ersten Mal nachweislich urkundlich erwähnt.
Es mag nun der eine oder andere einwenden, daß Daisbach wohl älter sei, denn sonst wäre ja nichts zu verkaufen gewesen, aber es entspricht der allgemeinen Übereinkunft der Historiker, daß eben die erste urkundliche Erwähnung auch als Geburtsstunde gilt.

Wenn wir unser Daisbach heute anschauen, groß - in weiten Teilen neu und modern - mit allen notwendigen Segnungen

der Technik, die das Leben leichter machen ausgestattet, so sollten der Blick und die Gedanken auch einmal zurückschweifen in die Gründerzeit und weiteren Geschichte dieses Dorfes.

Wie mag es wohl vor 650 Jahren hier ausgesehen haben?

Den historischen Schriften kann man entnehmen, daß es sich um einige wenige, niedrige Holzhütten, die mit Lehm verkleidet waren, handelte, die in einer Talmulde um eine Quelle gruppiert waren und um die herum Ackerbau betrieben wurde.
Die Äcker werden wohl wenig größer gewesen sein als normale große Hausgärten, denn sie mußten ja nur hergeben, was die Familie zum Leben brauchte.

Wie man Schriften auf dem Hirschhorner Schloß entnehmen kann, war schon damals die Plage des Wildschweinschadens groß und stellte die Bewohner teilweise vor unüberwindbare Hindernisse. Außerdem zogen auch noch große Wolfsrudel ihre Fährte in den Wäldern, die für das Leben der Bewohner, eine nicht zu unterschätzende Gefahr darstellten.

Das Dorf entwickelte sich weiter, es wurde gebaut, die Ackerflächen durch Rodungen vergrößert. Bereits im Jahr 1366 hatte Daisbach nachweislich eine Burg und einen Vorhof, in denen die Grundherren wohnten. Und 1375 zog wohl mit dem ersten Kaplan auch Kultur im Dorfe ein.

Im Laufe der nächsten Jahre wurde Daisbach vererbt, verkauft und erheiratet. Es war aber ein stetiger Zuwachs an Bevölkerung und an Ackerfläche sowie der Wegenetze zu verzeichnen. Daisbach wuchs.

Erwähnt sei noch das Jahr 1497, in dem Daisbach durch Heirat zum ersten Mal einen Göler von Ravensburg als Grundherrn bekam und das Jahr 1501, in dem sich Daisbach anläßlich des Wiederaufbaus der Kapelle zur selbständigen Pfarrei erklärte.

Die Zeit bis zum 30 jährigen Krieg wird man wohl nicht gerade als Blütezeit Daisbachs bezeichnen können, aber das Leben ging seinen Gang und die große Welt machte ihre Einflüsse auch in Daisbach geltend, z.B. durch die Einführung der Reformation.
Die Reformation muß damals für die Gedankenwelt der Menschen eine große kulturelle Revolution gewesen sein, etwa vergleichbar mit der Einführung der Computer in unsere Zeit.

Erwähnt werden muß aber auch, daß es im Zuge der Bauernkriege anfang des 16. Jahrhunderts zu Händel zwischen den Daisbacher Bauern und der Grundherrschaft kam. Dies alles konnte aber beigelegt werden, die Rechtsverhältnisse wurden neu geordnet, und diese Ordnung war so gut, daß sie bis Anfang des 19. Jahrhunderts Bestand hatte.

Etwa 100 Jahre später trafen die dunklen Wolken des Schicksals in ihrer ganzen Grausamkeit auch Daisbach. Das Land versank im 30 jährigen Krieg. Plündernde Soldaten und marodierende Horden suchten Daisbach im Laufe dieses Krieges immer wieder heim, brandschatzend, zerstörend und alles beschlagnahmend.
Der Höhepunkt der Not war wohl in den Jahren 1637 bis 42 erreicht. Immerhin 5 Jahre des besonderen Hungers und der Not. Aus den Überlieferungen geht hervor, daß sich die Leute, wenn sie Glück hatten, von Gras, Kraut und Wurzeln ernähren konnten. Katzen, Ratten, Mäuse und Frösche wurden auch gegessen. Um das Fleisch verendeter Tiere, die schon wochenlang in den Pfützen und Wassern lagen und argen Gestank von sich gaben, schlug man sich bis auf den Tod. Die Hungernden ermordeten selbst einander und verzehrten die Getöteten. Gräber auf dem Friedhof wurden aufgebrochen und die Leichen gegessen. Das Land und die Bevölkerung versanken in Elend, Jammer und Not. Der Mensch wurde dem Tier gleich.

Erst in den Jahren ab 1643 besserten sich die Verhältnisse ein wenig. Am Ende des 30 jährigen Krieges 1648 lebten in Daisbach von vor dem Krieg ca. 30 Haushalten noch ganze 5 Menschen.
Das Schloß und die Häuser waren zerstört, die Felder verwildert. Eigentlich hatte die Ortschaft aufgehört zu existieren.

Aber auch nach dieser schweren Prüfung ging über Daisbach wieder die Sonne auf. Es wurde aufgeräumt, gebaut, die Felder wieder bestellt, ein Neuanfang geschaffen. Und die ersten Ausländer tauchten in Daisbach auf, Bauern und Handwerker aus Württemberg und der Schweiz. Sie integrierten sich in die Bevölkerung, halfen beim Wiederaufbau mit und sind seit dieser Zeit fester Bestandteil und Grundstock dieser Gemeinde.

Bereits 1749 verfügte das Dorf wieder über 52 Familien und 34 Häuser plus Schul,- Pfarr- und Herrschaftsgebäude. Und um 1800 über 83 Familien , 469 Seelen und 66 Häuser. An diesen Zahlen zeigt sich, daß Lebenswille, Fleiß und Zuversicht der Daisbacher zum Wiedererstehen und Erstarken dieses Dorfes führten.

Auch mehrere Kriege bis 1848 konnten die Entwicklung des Dorfes nicht mehr bremsen. Die Revolution 1848/49 ging eigentlich an Daisbach vorüber.

Die großen Händel der Welt interessierten die Daisbacher nicht so sehr; wenn man händeln wollte, tat man das untereinander und vertrug sich auch wieder, wie das Prozessakten, die im Laufe der Zeit entstanden, belegen.

Mit dem Zeitalter der Industrialisierung im 19. Jahrhundert wurden aber auch hier die Abläufe und Entwicklungen immer schneller, und die große Geschichte holte auch Daisbach ein.
An den Feldzügen 1815, 1864 und 66 sowie 1870/71 nahmen Daisbacher Bürger als Soldaten teil. Diese Kriege forderten von den Daisbachern ihre Tribute an Menschenleben. Ich zitiere hier aus der Ortschronik Steidel : daß die Daisbacher wenn es gilt, für das Vaterland einzustehen, ihren Mann stellen, das haben sie in diesen Feldzügen bewiesen."

Aber diese Zeit war auch durch Hunger und Armut gekennzeichnet. Eine große Anzahl Daisbacher, vielfach ganze Familien, wanderten in die neue Welt aus. Mann muß sich vorstellen, wie verzweifelt eine Familie gewesen sein muß, um den Schritt zu wagen, in eine neue wilde, völlig unbekannte Welt aufzubrechen und dort ohne jegliche Absicherung oder Geldreseven nur mit der Hände Arbeit das Leben zu bestreiten.

Und wieder zogen sich die dunklen Wolken des Schicksals über dem Dorf zusammen. Der große Weltkrieg brach im Jahre 1914 aus, und wie in ganz Deutschland zogen auch viele Daisbacher als Soldaten stolz und optimistisch, getragen von Vaterlandsliebe und Siegesgewißheit in den Krieg. Viele Daisbacher Familien bezahlten in den fürchterlichen Materialschlachten und Stellungskämpfen in Frankreich und anderswo einen schlimmen Blutzoll. Immerhin 112 Daisbacher waren in den Krieg gezogen. Kaum eine Familie, die nicht in der näheren Verwandtschaft Tote zu beklagen hatte.

Aber mit dem Kriegsende 1918 war die Not für das Dorf nicht zu Ende. Zwei bittere Hungerjahre schlossen sich an, und auch dieDepression der Weltwirtschaft machte vor Daisbach nicht halt. Hunger war der Küchenmeister. Die bäuerliche Gemeinde Daisbach erholte sich von den Wirren des 1. Weltkrieges nur langsam. Doch aus dieser Zeit gibt es viele Geschichten und Erzählungen über den Gemeinschaftssinn und den Zusammenhalt sowie den zähen Aufbauwillen der Daisbacher.

Aber bereits im Jahre 1939 brach der 2. große Krieg über das Land herein, und wieder mußten viele Daisbacher als Soldaten in den Krieg ziehen. Und wieder kaum eine Familie, die nicht Gefallene oder Vermißte zu beklagen hatte.

Mit dem Einmarsch der Alliierten zerbrach für viele eine Welt, und man konnte sich nicht vorstellen, wie es weitergehen sollte. Zum zweiten Mal in seiner Geschichte kamen nach Daisbach Fremde, die hier auf Dauer bleiben sollten : Die Heimatvertriebenen und Flüchtlinge. In kurzer Zeit kamen so nach Daisbach 300 Menschen, die hier aufzunehmen waren.
Dies ging nicht immer ohne Spannungen ab. Doch diese neuen Daisbacher bewiesen Lebensmut, Zähigkeit und Fleiß, integrierten sich in die Gemeinde, schufen sich ein Zuhause und waren nach einiger Zeit ein fester und nicht mehr wegzudenkender Bestandteil der Gemeinde.

Die neue Zeit, die ab dem Jahre 1945 angebrochen war, machte auch vor Daisbach nicht halt. Es wurde renoviert und neu gebaut, die ersten Fabriken in Sinsheim und Waibstadt öffneten ihre Tore, und viele Daisbacher arbeiteten auswärts und verdienten gutes Geld.

Autos, Telefon und Fernseher hielten in Daisbach Einzug. Die Wasserversorgung wurde gebaut. Daisbach, immer noch eine bäuerliche Gemeinde, erlebte sowohl eine Zeit des beginnenden Wohlstandes als auch eine Blütezeit des dörflichen Gemeinsinnes.

Es gab noch ca. 80 bäuerliche Betriebe im Dorf. Wagner, Korbmacher, Küfer, Schmiede, Zimmerleute, Schuster, Schneider, Friseur, Hebamme, Krankenschwester, Metzger, Bäcker und Kaufleute sowie vier gutbesuchte Gasthäuser boten alles, was eine selbständige Gemeinde zum Leben brauchte. Das Hämmern, Klopfen, Sägen, das Brüllen des Viehs, der Stallgeruch, das Rattern der Traktoren, die man an Klang des Motors genau erkannte, z.B., Lanz, Bauz, Porsche erfüllten die Luft.

Feste wie Kerwe und Fastnacht waren mit ihren Umzügen Höhepunkte des Jahres, und auch der Fohlenmarkt in Sinsheim gehörte zum festen Bestandteil des Kalenders. Ich meine, daß diese Zeit der eigentliche Höhepunkt in der Entwicklung unseres Dorfes war. Der Krieg war überstanden, ein bescheidener Wohlstand hielt Einzug, und der dörfliche Kosmos war intakt. Jeder kannte jeden, und man kannte sogar die Hunde der einzelnen beim Namen.
Doch die Zeitläufe hatten inzwischen enorm an Geschwindigkeit zugenommen. Entwicklungen, die vormals in Abschnitten von 100 und 200 Jahren stattfanden, vollzogen sich nun in 10 oder noch weniger Jahren. Die Entwicklung und der technische Fortschritt mit all seinen Segen und Flüchen hielten auch in Daisbach Einzug. Z.B., der Küfer verschwand, weil Plastikfässer leichter und einfacher zu handhaben waren, und Most sowieso aus der Mode kam.

Mit dem Einzug der Traktoren verschwanden die Pferde und somit auch die Schmiede und Wagner. Das Entstehen der Suppermärkte und Einkaufszentren in erreichbarer Nähe verlockte zum Kauf von Gebrauchsgegenständen, Kleidung und Schuhen aus einer Angebotsvielfalt, und zu einem Preis, wie sie ein Händler im Ort nicht bieten konnte. Dies führte zu Problemen und Verschwinden vieler ansässiger Anbieter.

Durch den zunehmenden Kauf von Wegwerfartikeln wurden viele Handwerker unrentabel und überflüssig.

Daisbach nahm die Entwicklung wie sie eigentlich keinem Dorf erspart geblieben ist. Die örtliche Vielfalt verarmte, und die kleine heile Welt, in der wir zu leben glaubten, platzte.
Plötzlich mußte man, um bestimmte Dinge des täglichen Bedarfs zu bekommen, in die Stadt fahren. Der Gang ins Gasthaus wurde eigentlich lästig, denn man hatte ja zu Hause Fernsehen und Essen und Getränke vorrätig.

So war die Eingemeindung in eine größere Gemeinde im Jahr 1971 eigentlich nur noch ein logischer Schritt. In dieser Zeit drohte auch zum ersten Mal die große Gefahr, daß Daisbach teilweise seine ureigenste Identität verliert und statt eines Namens eine Nummer erhält, man denke nur an die sterile Wortschöpfung "Waibstadt II" !

Dies hat sich Gott sei Dank nicht durchgesetzt. Aber aufzuhalten war die weitere Entwicklung nicht. Von ehemals ca. 80 bäuerlichen Betrieben blieben nur noch 8 übrig. Das alte Handwerk starb fast vollständig aus. Gleichzeitig hat Daisbach seine Einwohnerzahl fast verdreifacht und sich in der Dorffläche und Häuserzahl fast vervierfacht. Das Schreckgespenst, daß Daisbach zur reinen Schlafgemeinde wird zeichnet sich ab.

Und hier, meine ich, ziehen sich über Daisbach wie schon vorher in seiner Geschichte, wieder einmal dunkle und sehr bedrohende Wolken des Schicksals zusammen.

Der Ort schwebt in Gefahr, durch Verlust seiner Identität und dem gemeinsamen Zusammenhalt in eine gesichtslose Wohnsiedlung ohne Höhen und Tiefen im täglichen Zusammenleben zu mutieren. Dies käme einem Ende von Daisbach wie wir es kennen und lieben gleich.

Alle existentiellen Gefahren und Nöte, die in der vergangenen Zeit Daisbach bedrohten, wurden von außen und ohne eine Ausweichmöglichkeit an Daisbach herangetragen.

Jetzt aber sehe ich die Gefahr sich im Innern entwickeln. Darum sind alle Daisbacher Bürger aufgerufen, sich auf die Wurzeln des gemeinsamen Zusammenhalts zu besinnen !

Es darf nicht sein, daß mit dem Ableben der Generation, die die jetzigen aktiven Daisbacher stellt, der Kreis derer, die bei Festen und in Vereinen als Daisbacher unermüdlich tätig sind, offensichtlich immer kleiner wird. Daher muß es gelingen, auch die Jugend und die Neudaisbacher für die Aktivitäten des Ortes zu interessieren und darin einzubinden. Die Vereine und Zusammenschlüsse sind derzeit die Lebensadern der Ortschaft, sie müssen erhalten, gestärkt und gefördert werden.

Hierzu sei jeder Daisbacher aufgerufen.

Es mag sein, daß es in Daisbach auch Dinge gibt, die zu kritisieren sind. Es liegt aber an jedem einzelnen von uns, gestalterisch mitzuwirken und so die Dinge zu beeinflussen.

Daisbach ist liebenswert und Daisbach hat Charme. Dieser Charme ist begründet in seinen Eigenarten und vor allem in seiner Bevölkerung, von der Steidel schreibt:
"obwohl Pfälzer, sind die Daisbacher doch bedeutend ruhiger und zurückhaltender als ihre in der Gegend von Heidelberg und Mannheim wohnenden Vettern. Dabei treuherzig und mitteilsam; zum "Sticheln und Uzen" immer bereit, sind sie, wenn auch in ihren Ausdrücken oft etwas derb, im allgemeinen doch gutmütig, sodaß Schlägereien nur selten vorkommen."

Das ist unser Daisbach. Das Dorf in dem wir zu Hause sind und das unsere Heimat ist.

Lassen Sie uns alle zusammenarbeiten, Daisbach für uns so liebenswert wie es ist zu erhalten. Wo immer Menschen zusammenleben, wird es Streit und verschiedene Meinungen geben. Angesichts der Entwicklung aber, im Sinne der höheren Aufgabe, sollte jeder irgendwann die Kraft und Größe besitzen, Streitereien, die das Gemeinwesen belasten, zu beenden und wieder im Sinne des Ganzen zu denken und handeln, um so der Aufgabe des Erhalts unserer Gemeinde nicht als eine gesichtslose Nummer sondern als unser Daisbach zu dienen.

Wenn wir dies alles erreichen, ist mir um Daisbach in der Zukunft nicht bange.

Gemeinsamkeit macht Stark. Und diese Gemeinsamkeit und Stärke werden bewirken, daß auch die nachkommenden Generationen mit Stolz und etwas Schalk in der Stimme sagen können:

Ich bin ein Daisbacher !





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